Dreimal im Jahr ? zur Domzeit ? wird das Heiligengeistfeld in einen bunten Farbtopf getaucht. Doch wenn der letzte Würstchenbudenbesitzer seine Zelte abgebrochen hat, beherrschen nur noch zwei graue Bunker aus dem zweiten Weltkrieg das Feld. Das soll anders werden: Wido Buller, farbenliebender Kölner Bildhauer und Volkshochschuldozent, will anläßlich der IGA '73 den ehemaligen Luftschutzbunker an der Feldstraße zum leuchtenden Mittelpunkt des tristen Geländes machen.
Firma in Niederdollendorf bei Bonn aufkommen will. Auch über die Fassadenreinigung braucht sich der junge Künstler keine Sorgen mehr zu machen. Ein Kölner Unternehmen ist bereit, diese Kosten zu tragen.
Die Bundesvermögensstelle, Besitzer des massigen Gebäudes, erklärte, sie habe gegen ein "Make-up" prinzipiell nichts einzuwenden ? an eine finanzielle Unterstützung aber sei nicht zu denken. Dagegen ist eine Hamburger Gerüstbaufirma (denn hier setzen
Ähnlich den historischen Schilderhäuschen soll der Steinkoloß auf dem Heiligengeistfeld einen schwarz-weißen Anstrich bekommen, der Deckehvorsprung in den Farben Blau, Rot und Gelb erstrahlen.
Wido Buller, 30 Jahre alt und seit seiner Fassadenmalerei an dem Kölner Luftschutzbunker beim Hauptbahnhof über die Grenzen der Rheinmetropole hinaus bekannt, hat in Hamburg schon Unterstützung für sein Projekt gefunden. Eduard Brinkama, Pöseldorfer
Antiquitätenhändler und Freund junger progressiver Kunst, zeigte sich von den Plänen des bärtigen
Kölners so begeistert, daß er sich spontan zu finanzieller Hilfe bereit erklärte.
Billig ist das geplante Unternehmen in der Tat nicht. Buller: "Ich schätze die Kosten auf etwa 300 000 Mark." Die Hälfte allein verschlukken die Farben, für die aber eine die wahren Kosten ein) durchaus geneigt, die Gerüste zur Verfügung zu stellen. Es bleiben also die reinen Miet- und Aufbaukosten, die jedoch ? so Eduard Brinkama ? eventuell durch einen privaten Spendenfonds getragen werden könnten.
Seitens der zuständigen Behörden soll alles getan werden, dem Bunker zu neuem Glanz zu verhelfen. Karl Kalff, Leiter des Bezirks-
amtes Mitte: "Ich halte es für eine gute Sache, Relikte des Krieges bewußt in die Umwelt von heute einzubauen."
Jetzt hofft der Kölner Bildhauer und Fassadengestalter auf Mitarbeit von jungen Leuten, die sich für das Projekt "Heiligengeist-Bunker" engagieren. Die Hamburger Maler- Innung hat ihre Hilfe zugesagt. Auch die Meisterschule für Maler und die Gewerbeschule haben versprochen, ihre Schüler für den farbigen Plan zu gewinnen. ULRIKE MATTHAEI
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