Karlsruher Polizei untersucht Spuren

Ist Ludy auch der Autobahnmörder?

| Lesedauer: 4 Minuten
Eigener Bericht

th./cvb. Ludwigsborg/Hamburg,

39. Februar

Der 35jihrige in Hamburg festgenommene Gewalt- und Triebverbrecher Josef Ludy ist möglicherweise identisch mit dem seit langem im gesamten Bundesgebiet gesuchten "Autobahnmörder". Das wurde jetzt in Karlsruhe bekannt. Dazu ein Sprecher der "Sonderkommission Autobahnmorde": "Bei Ludy ist alles drin!"

Tatsächlich hat sich Ludy, dem bereits zwei Kindermorde und der Mord an einem Liebespaar nachgewiesen worden sind, während der unheimlichen Autobahnmorde im Raum Karlsruhe aufgehalten. Er wohnte meist bei Bekannten und unternahm von dort aus seine Fahrten, die für eine große Anzahl von Kindern und Erwachsenen Angst und Schrecken bedeuteten.

Nachweislich hat Ludy dabei drei verschiedene Personenwagen gefahren. Ob sich darunter auch ein roter Sportwagen (wie der "Autobahnmörder" ihn benutzt haben soll) befand, wird gegenwärtig überprüft.

Wie Karlsruher Kriminalbeamte mitteilten, werden dem Mörder mit jedem Vernehmungstag weitere Kindesentführungen nachgewiesen. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist Ludy auch der Mörder des 14jährigen Gymnasiasten Hans Michler in Baden-Baden.

Fortsetzung auf Seit" 5

Ludy wuchs unter neun Geschwistern auf und wurde ständig gehänselt und gegängelt. Aus Rache und Haß gegen das weibliche Geschlecht wurde er homosexuell. Das könnte ein Motiv für die Autobahnmorde sein.

Ludy ist ein "Allround-Mörder", wie ihn der Mannheimer Kriminaldirektor Oswald Riester bezeichnet. Denn aus diesen Trieben heraus hat er bei Heidelberg ein Liebespaar erschossen und im Raum Stuttgart Raubüberfälle auf drei Liebespaare bei nächtlichen Schäferstündchen verübt, bei denen er auch von der Waffe Gebrauch machte.

Dringend verdächtig ist Ludy der folgenden drei Autobahnmorde:

- In der Nacht zum 26. August 1964 wurde die 22jährige amerikanische Studentin Ann Peterson, die per Anhalter von München nach Paris fahren wollte, ermordet. Ihre Leiche wurde einen Monat später im Wald bei Langensteinbach, Kreis Karlsruhe, gefunden.

- Am 20. Mai 1966 wurde die 27 Jahre alte Sprachstudentin Gerda öd aus Nürnberg tot aus dem Rhein bei Germersheim geborgen. Sie hatte am 23. April München per Anhalter verlassen, um ebenfalls nach Paris zu reisen. ? Am 13. Juni 1966 wurde aus dem Altrhein bei Speyer die Leiche der 24 jährigen amerikanischen Studentin Eleanor Mae Friday geborgen. Sie hatte am 9. Juni per Anhalter auf der Autobahn von Basel über Karlsruhe nach München reisen wollen.

Schließlich prüft die Kripo noch, ob Ludy für den Mord an dem Gymnasiasten Hans Michler in Frage kommt. Der Junge wurde im Herbst 1966 im Keller eines Hotels ermordet aufgefunden.

Durch einen fingierten Brief wollte Ludy, wie jetzt feststeht, die Mannheimer Kripo täuschen und eventuellen Verdacht von sich ablenken. Zwei Tage vor dem Mord an dem sieben Jahre alten Schüler Gerald Landwehr schickte Ludy einen anonymen Brief an die Mannheimer Kripo, in dem es hieß: "Ich sein großes Mörder". Er hatte den Brief mit der linken Hand in gebrochenem Deutsch geschrieben, um die Polizei zu täuschen. Ludy hatte Angst: "Ich fühlte mich in der Schlinge und wollte die Polizei ablenken", sagte er im Verhör.

Der Fall des Massenmörders wird in Baden-Württemberg ein parlamentarisches Nachspiel haben. Der CDU-Landtagsabgeordnete Rolf Schock (Ludwigsburg) hat eine Anfrage im Parlament eingebracht, weil die Sicherungen nicht ausreichen, wie der Fall Ludy zeige.

So sei Ludy 1951 wegen Mordes an einem Jungen verurteilt worden und danach mehrfach straffällig geworden, ohne daB Sicherungsverwahrung ausgesprochen worden sei. Nur so sei es ihm möglich gewesen, alle die Morde und Verbrechen zu verüben.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: 1968