Vor mehr als 30 Jahren brachte sie die ersten Kaffeesäcke mit bio-dynamischem Kaffee aus Papua Neuguinea nach Hamburg. Heute zählt die Wertform GmbH zu den führenden Herstellern für Bio- und Fairtrade-Kaffee-Produkte.
Kaffeesäcke als Sitzkissen, als Industrial-Shabby-Chic-Deko, das kennt man. Aber einen Kaffeesack gerahmt unter Glas, das ist eher selten. Es sei denn, man ist bei Mount Hagen in der Cafeastrasse und weiß, dieses gute Stück hat es wirklich verdient. Denn mit ihm – und etlichen anderen – kam vor mehr als 30 Jahren der erste bio-dynamische Kaffee aus Papua Neuguinea nach Hamburg.
Karsten Suhr, Prokurist bei Wertform und verantwortlich für Mount Hagen, schmunzelt, wenn man ihn auf seine ungewöhnliche Bürowandgestaltung anspricht.
„Mitte der 80er Jahre war Biokaffee eine ziemlich verrückte Idee, ein absolutes Abenteuer – erst recht aus Papua Neuguinea, da muss man so ein Relikt in Ehren halten.“
Und dann erzählt er von den turbulenten Anfängen der weltweit erfolgreichen Kaffeemarke, die wohl zu Recht einen leuchtendroten Paradiesvogel im Logo trägt.
„Papua Neuguinea hat die perfekten Voraussetzungen für opulente Arabicas. Sein Terroir – so nennt man Bodenbeschaffenheit etc. beim Kaffee – wird einerseits durch vulkanische Gebirge geprägt. Deren Mineralien sind mit für die grandiosen fruchtigen Aromen verantwortlich. Außerdem gibt es dort genug Wasser, ganz anders als in Teilen Afrikas.
Aber das Land war (und ist) eben auch wild, mit großem Konfliktpotenzial durch rivalisierende Stämme und Ausländer, die es auf Bodenschätze abgesehen hatten. In dieser Situation den ersten Kaffee aus zertifiziertem ökologischen Anbau produzieren zu wollen, war ziemlich ambitioniert. Kuriose Anekdote: Voraussetzung für das Demeter-Siegel sind Kühe Nun waren aber die Hänge viel zu steil – sie konnten dort für den Hofkreislauf nicht weiden. Wir haben es aber schließlich hinbekommen, gemeinsam mit Raimund Remer als Anbauberater, Joachim Bauck, dem Demeter-Pionier schlechthin, mit viel Sturheit und noch mehr Idealismus: der erste ½ Container mit bio-dynamischem Kaffee kam 1986 hier an - in diesen Säcken.“ Ehre, wem Ehre gebührt.
Inzwischen sind daraus 60 Container feinster Arabicas geworden, die alle Bio-Naturland und Fairtrade zertifiziert sind. Angebaut werden sie auf über 1500m in fast 3000 Kaffeegärten unter Schattenbäumen wie Casuarinen, Eukalyptus, Bananen, Papayas. Sie werden handgepflückt und -verlesen. Ohne chemischen Dünger, ohne Pestizide, mit nachhaltiger Wasserwirtschaft gehegt, gepflegt. Das Ergebnis: Artenvielfalt, keine Monokulturen. Wertform unterstützt dabei die Farmer botanisch, geologisch, strukturell – mit langfristig garantierte Abnahmen zu festgeschriebenen Fairtrade-Preisen. Oder mit finanzieller Hilfe z.B. beim Schulbau.
Dieses Prinzip gilt konsequent für alle anderen Anbaugebiete von Mount Hagen. Sei es Peru, hier wird u.a. ein Demeter Single-Origin Arabica angebaut – was ziemlich selten ist. Oder Honduras, Tansania und Uganda. Denn heute ist Mount Hagen ein fester Bestandteil der internationalen Bio-Szene. Japan, USA, der nahe Osten, ganz Europa gehören zu den Absatzmärkten, Tendenz steigend. Was aber auch heißt,
dass neben den sozial-ethischen Aspekten der Genuss, die Aromenvielfalt, die Qualität der Röstung essentiell sind, erklärt Karsten Suhr:
„Die besten Bohnen kann man in der Röstung vermurksen. Darum legen wir soviel Wert auf unser Langzeit-Trommelröstverfahren: rund 15 Minuten bei max. 220 Grad. Bitterstoffe und unliebsame Säuren bauen sich so ab. Die Aromen können sich entfalten. Es gibt übrigens über 800 davon. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: beispielweise der PNG Arabica. Erst ist er samtig, mild. Entwickelt dann eine große Opulenz mit einem würzig-burschikosen Abgang und feinen raffinierten Säuren.“
Klingt ein bisschen nach Connaisseur und Weintasting? „Naja,“ schmunzelt Karsten Suhr, „in Deutschland hat man meist mehr auf den Kaffeepreis als auf den Geschmack geachtet. Mount Hagen steht da grundsätzlich für eine andere Philosophie. Für Respekt den Produzenten und der Umwelt gegenüber. Für Sorgfalt, Charakter und Raffinesse. Ja – für Klasse. Nicht Masse. Es hat schon einen Grund, warum wir ihn den „Kaffee für Fortgeschrittene“ nennen.“
Mehr über den Paradiesvogel unter den Kaffees: mounthagen.de