Berlin. Seit Jahrhunderten weht Wüstenstaub aus Afrika zu uns nach Europa. Untersuchungen zeigen jedoch: Das ist nicht immer ungefährlich.

Blutrote Regentropfen fallen vom Himmel, die Luft wirkt milchig und gelblich-rot. Was klingt wie aus einem Science-Fiction-Film, ist in Teilen Europas jedes Jahr aufs Neue Realität. Ursache ist der sogenannte Saharastaub: Die feinen Staubpartikel aus der afrikanischen Wüste werden durch starke Winde über weite Strecken transportiert. Nach Deutschland gelangt der Staub meist im Frühjahr, wenn die Bedingungen günstig sind.

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Doch haben die feinen Partikel in der Luft Auswirkungen auf unsere Gesundheit? Eines vorweg: Saharastaub ist kein neues Phänomen, sondern weht seit Jahrhunderten zu uns herüber – und das zehn bis 15 Mal im Jahr. Aktuelle Studien zeigen jedoch tatsächlich, dass bei Wüstenstaubereignissen vermehrt Atemwegserkrankungen auftreten.

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Neue Studie: Saharastaub kann Zellen schädigen

Die gemeinsamen Untersuchungen mehrerer Leibniz-Institute deuten darauf hin, dass die mikrobiellen Bestandteile des Saharastaubs zu seiner zellschädigenden Wirkung beitragen. Entzündungsfördernde Botenstoffe, sogenannte Zytokine, würden stark erhöht.

Das Umweltbundesamt verweist auf seiner Internetseite außerdem auf Experimente aus dem asiatischen Raum, bei denen festgestellt wurde, dass die Partikel das Risiko für entzündliche Lungenschäden und Allergien bei Kindern und Erwachsenen erhöhen. Außerdem gebe es Studien zum Zusammenhang zwischen Wüstenstaubbelastung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Im Vergleich zum Feinstaub, der bei Verbrennungsprozessen entsteht und zum Beispiel in Autoabgasen enthalten ist, seien die mineralischen Partikel jedoch deutlich weniger gesundheitsschädlich. Aber: Wüstenstaub könne die Toxizität von Feinstaub in städtischer Umgebung noch erhöhen.

Rund 500 Millionen Tonnen Staub werden jedes Jahr in der Sahara produziert. Ein Teil davon landet auch in Deutschland. 
Rund 500 Millionen Tonnen Staub werden jedes Jahr in der Sahara produziert. Ein Teil davon landet auch in Deutschland.  © DPA Images | Henning Kaiser

Saharastaub in der Luft: Das sind die Risikogruppen

Menschen mit Atemwegserkrankungen wie Asthma, Allergiker und Menschen, die viel Sport im Freien treiben, sollten besonders vorsichtig sein. Laut Deutschem Wetterdienst enthält der Staub große Mengen kleiner Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern, die bei längerer Einwirkung in die Lunge gelangen und bei empfindlichen Personen zu Beschwerden führen können. Für Allergiker gilt: Pollen verbinden sich mit dem Feinstaub in der Luft und werden dadurch aggressiver.

Darüber hinaus gebe es in Regionen Südeuropas, in denen derartige Ereignisse deutlich häufiger auftreten, Hinweise auf eine erhöhte Sterblichkeit nach einer Saharastaubepisode. Der beste Schutz vor Wüstenstaub besteht darin, sich während des Ereignisses so wenig wie möglich im Freien aufzuhalten und Fenster und Türen zu schließen. Ein Luftfilter kann helfen, die Feinstaubkonzentration im Raum niedrig zu halten.