Washington. Richter Juan Merchan verkündet das Strafmaß im Schweigegeld-Prozess. Wie tickt der Jurist, der Trump schon einmal verurteilt hat?

Das Urteil ist gefallen: Die Juroren im Schweigegeld-Prozess gegen Donald Trump haben den Ex-Präsidenten schuldig gesprochen. Muss Trump jetzt sogar ins Gefängnis? Oder muss er lediglich eine Geldstrafe zahlen? Darüber entscheidet Richter Juan Merchan. Am 11. Juli will er das Strafmaß verkünden.

Wer ist der Richter, der den Ex-Präsidenten im Extremfall sogar in den Knast bringen könnte? Juan Merchan kann auf das verweisen, was sie in den USA eine Bilderbuch-Laufbahn nennen – oder die Personifizierung des amerikanischen Traums. Der 62-Jährige, bei dem im Schweigegeld-Prozess alle Fäden zusammenlaufen, kam im Alter von sechs Jahren aus Kolumbien in die Vereinigten Staaten. Er war in seiner in ärmlichen Verhältnissen im New Yorker Stadtteil Jackson Heights gestarteten Familie das jüngste von sechs Kindern. Mit neun verdiente er sich sein erstes Geld.

Er schaffte es an die Universität. Wirtschaftswissenschaften. Das war aber nichts. Zumal durch einen Nebenjob als Nachtwächter in einem Hotel die Noten in den Keller gingen. Merchan, der verheiratet ist (seine Frau Lauren ist ebenfalls Richterin) und eine Tochter (Loren) hat, sattelte auf Jura um.

Merchan ist mit dem Trump-Orbit schon lange vertraut

Nach dem Abschluss arbeitete er bis Anfang der 2000er Jahre als Staatsanwalt in New York. Der frühere Bürgermeister Michael Bloomberg berief ihn zum Richter. Am sogenannten New York County Supreme Court sitzt er seit 2009.

Das Trump-Orbit ist dem grauhaarigen Mann, der im Gerichtssaal mit einer natürlichen, besonnenen Autorität agiert, bestens vertraut. 2022 leitete er das Verfahren, in dem Trumps Immobilienimperium wegen Steuerbetrugs zu einer Geldstrafe von 1,6 Millionen Dollar verurteilt worden war.

Merchan ist seitdem Zielscheibe übelster Anfeindungen Trumps. Merchan „hasst mich”, sagt Trump ohne Unterlass und wirft dem Juristen vor, ein politischer Handlanger der Demokraten zu sein.

Trump hetzt – und bekommt einen Maulkorb

Die Verbal-Attacken ließ Merchan mit dosierter Gegenwehr beantworten. Nachdem er Trump vor zwei Jahren noch höflich bat: „Bitte unterlassen Sie Äußerungen, die Gewalt verherrlichen, Unruhe stiften und die Sicherheit gefährden”, ging Merchan zuletzt dazu über, mit „Maulkorb”-Verfügungen (gag order) zu arbeiten. Sie sollen Trump unter Strafandrohung dazu zwingen, seine Sprache zu mäßigen, die bekanntlich unter Anhängern (Siehe den Sturm auf Kapitol) Gewalt auslösen kann.

Delikat am Rande: Juan Merchan hat auch mit einem guten Bekannten Trumps beruflich zu tun. Dessen

ehemaliger Chef-Ideologe Steve Bannon

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    hatte vor Jahren Spendengelder für den Bau einer Grenzmauer zu Mexiko für persönliche Dinge verprasst. Merchan will demnächst das Urteil sprechen.