Winsen. Mit der Organisation der Deutschen U17-Meisterschaften in nur sechs Wochen empfiehlt sich 50-Mitglieder-Abteilung für weitere Großaufgaben.

Wenn Stephan Brüning einen Augenblick Zeit gehabt hätte, hätte er sich bestimmt in eine Ecke auf der Tribüne der Winarena zurückgezogen und einen Blick geworfen auf das imposante Bild der 75 Meter langen Großsporthalle. Insgesamt 18 Fechtbahnen lagen da vor ihm. Vorbereitet für 98 junge Fechterinnen und noch einmal 98 junge Fechter bei den Deutschen Meisterschaften im Florettfechten der Altersklasse U17. Alles in allem mögen 500 Personen in der Halle gewesen sein. Und das sind nur die Zahlen der Einzelkonkurrenzen. Tags darauf kämpften jeweils 16 Mannschaften bei Damen und Herren auf der Planche um die Teamtitel.

20 Helferinnen und Helfer sind drei Tage lang im Einsatz

Angesichts dieser Dimension ist es nur verständlich, dass Stephan Brüning eben nicht die Zeit hatte für einen Moment des Innehaltens und des Genießens. Der Abteilungsleiter und Trainer des TSV Winsen, gleichzeitig Hauptorganisator der Deutschen Meisterschaften, musste sich auf das Feedback der Teilnehmer und Funktionäre verlassen. Und das fiel durchweg positiv aus. „Der Deutsche Fechterbund war von unserem Engagement und dem Drumherum begeistert“, berichtete Brüning. „Gerade auch vor dem Hintergrund, dass der DFB vor sieben Wochen noch händeringend einen Ausrichter gesucht hatte.“

Schon 2023 soll wieder eine Fecht-DM nach Winsen vergeben werden

Die nur etwa 50 Mitglieder große, aber enorm engagierte Fechtabteilung des TSV Winsen traute sich die Mammutaufgabe zu und stellte die gesamte Organisation innerhalb von sechs Wochen auf die Beine. „Das größte Lob geht dabei an alle Helferinnen und Helfer, die drei Tage lang mit angepackt haben“, sagte Brüning. Das etwa 20-köpfige Team erhielt am Ende eine Art Ritterschlag: Der Deutsche Fechterbund möchte dem TSV Winsen im kommenden Jahr erneut die Ausrichtung Deutscher Meisterschaften anvertrauen.

Prominente Gäste bis zu Peking-Olympiasieger Benjamin Kleibrink

Ein in Winsen bekanntes Problem können auch umtriebige Organisatoren nicht auf die Schnelle lösen: Hotels und Ferienwohnungen waren so knapp, dass viele Sportlerinnen und Sportler Unterkünfte in Geesthacht und weiter weg buchen mussten. Insgesamt sei es eine unglaublich spannende Veranstaltung mit vielen Prominenten gewesen, so Stephan Brüning. Peking-Olympiasieger Benjamin Kleibrink betreute den Nachwuchskader des Deutschen Fechterbundes, Laurin Fichtel-Mauritz, Sohn von Fecht-Legende Anja Fichtel, betreute die Tauberbischofsheimer, und auch die zehnfache Deutsche Meisterin Anja Schache weilte als Trainerin in Winsen.

Vier Teilnehmer vom TSV Winsen, zwei von Blau-Weiss Buchholz

Sportlich betracht hatten sich sechs Florettfechter für die Titelkämpfe in ihrem Landkreis Harburg qualifiziert: vier Mitglieder des TSV Winsen und zwei von Blau-Weiss Buchholz. Malin Mahutka und Jesper Siemers aus Buchholz gehören noch der Altersklasse U15 an und konnten sich trotzdem für die stärkere U17 qualifizieren. Für beide waren es die ersten Deutschen Meisterschaften, da coronabedingt zwei Jahre lang keine Titelkämpfe stattgefunden hatten.

Ein Teil der fleißigen Helferinnen und Helfer des TSV Winsen bei den Deutschen Meisterschaften im Florettfechten der Altersklasse U17.
Ein Teil der fleißigen Helferinnen und Helfer des TSV Winsen bei den Deutschen Meisterschaften im Florettfechten der Altersklasse U17. © TSV Winsen | TSV Winsen

Für das beste Resultat sorgte Malin Mahutka, die in dieser Saison schon internationale Erfahrung bei Europacups sammeln konnte. Nach einer guten Vorrunde hatte sie ein Freilos und gewann auch das erste Gefecht der Direktausscheidung. In der Pause dann der Rückschlag: Malin Mahutka knickte mit dem Fuß auf der Treppe um. Mit Schmerzen und Bewegungseinschränkung gewann die Buchholzerin das nächste Gefecht noch mit 15:11 gegen Emilia Rohner aus Berlin. Im Achtelfinale unterlag die angeschlagene Buchholzerin dann jedoch Finja Herwig (FSC Cottbus) deutlich.

Trotz Fußverletzung: Beste Platzierung für Malin Mahutka

„Mit einem heilen Knöchel wäre das sicherlich ein spannendes Gefecht geworden“, sagte Blau-Weiss-Trainer Peter Mahutka. Mit Platz 16 war Malin Mahutka die beste Fechterin aus Norddeutschland. „Eine sagenhafte Platzierung“, lobte auch Stephan Brüning. Seine Schützlinge Chiara Hoffmann und Leonie Dierßen (beide TSV Winsen) verpassten das Ziel, die Vorrunde zu überstehen. Sie mussten sich mit den Plätzen 83 und 86 zufrieden geben.

Bei den U17-Herren erkämpften sich Jost Maison und Paul Seemann (beide TSV Winsen) aufgrund guter Vorrundenergebnisse ein Freilos. In der Runde der letzten 64 unterlag Paul Seemann knapp mit 13:15 gegen Fabio Maddedu (Hasper FC). Jost Maison gewann mit 15:10 gegen Tammo Pund (TG Münster) und wurde erst in der nächsten K.o.-Runde von Simon Polotzek (FC Moers) aufgehalten.

Jost Maison ist bester männlichen Landkreis-Teilnehmer

Seemann erreichte damit Platz 37, Maison schob sich auf Platz 26 von insgesamt 97 Startern. Jesper Siemers (Blau-Weiss Buchholz) waren Anspannung und Nervosität anzumerken, was sich auf die fechterische Leistung auswirkte. Trotz großen Kampfgeistes reichte es letztlich nur zu Platz 96.

Im Mannschaftswettbewerb belegte die Startgemeinschaft TSV Winsen/TC Hameln mit Jost Maison, Paul Seemann (beide Winsen) und Lasse Klages (Hameln) den zehnten Platz. Für das kurzfristig zusammengestellte Damenteam des TSV Winsen mit Chiara Hoffmann, Leonie Dierßen und Emma Giese sprang der 16. Platz heraus.