Ohe. Reinbeker Fußball-Landesligist entscheidet Spitzenspiel für sich und wahrt damit seine Chancen auf den Aufstieg in die Oberliga.

Es wurde eine lange Nacht beim FC Voran Ohe nach dem klaren 3:0-Erfolg im Spitzenspiel der Fußball-Landesliga gegen die HT 16. Zwar ist nicht überliefert, ob der Held des Abends, Ohes Stürmer Muizz Saqib, vielleicht sogar einen Heiratsantrag von einem seiner Mannschaftskameraden erhielt. Ausgeschlossen ist es aber nicht, so ausgiebig wie der Angreifer nach der Partie am Amselstieg von seinen Mitspielern geknuddelt wurde.

Defensivspezialist Philipp Lorenzen hatte bereits während der Begegnung keinen Hehl daraus gemacht, total verknallt in den 28-Jährigen zu sein. „Ich liebe diesen Muizz!“, platzte es aus dem zu diesem Zeitpunkt bereits ausgewechselten Verteidiger heraus, nachdem Saqib das 2:0 für das „Weiße Ballett“ erzielt und damit für die Vorentscheidung gesorgt hatte (83.). Mit zwei Toren und einer Vorlage avancierte der Pakistani beim Oher 3:0-Erfolg zum Helden des Tages im „Endspiel“ um die Vizemeisterschaft.

Liebeserklärung für Voran Ohes Matchwinner Muizz Saqib

Auf vier Zähler hat der Tabellenzweite Voran Ohe den Dritten HT 16 vor den beiden verbleibenden Saisonspielen nun distanziert. Mit einem Erfolg am Sonnabend beim FC Hamm United (14 Uhr, Hammer Park) können sich die Reinbeker die Vize-Meisterschaft hinter dem bereits als Meister feststehenden Team von Vorwärts-Wacker Billstedt sichern. Dann wären die Oher in den Aufstiegsspielen zur Oberliga dabei und könnten auf den letzten Drücker noch den Sprung in Hamburgs höchste Liga schaffen.

Die Szene, die zum 2:0 führte: Der Oher Ibrahim Özalp (l.) wird im Strafraum von Keeper Bünymain Bulanik gefoult – es gibt Elfmeter.
Die Szene, die zum 2:0 führte: Der Oher Ibrahim Özalp (l.) wird im Strafraum von Keeper Bünymain Bulanik gefoult – es gibt Elfmeter. © BGZ/Hanno Bode | Bode

Ob der Sieger der Ausscheidungsspiele am Ende aber tatsächlich aufsteigt, hängt davon ab, ob entweder der Eimsbütteler TV den Klassenerhalt in der Regionalliga schafft, was sehr unwahrscheinlich ist, oder Altona 93 der Aufstieg in die Regionalliga gelingt. Einer von beiden Fällen muss mindestens eintreten, damit Ohe profitieren kann. „Aber Platz zwei würde in jedem Fall erst einmal eine Riesen-Abschlussfeier und eine geile Mallorca-Reise mit sich bringen“, frohlockte der im Sommer scheidende Trainer Matthias Wulff.

HT 16 wurde schon in der ersten Minute ein Elfmeter verweigert

Der 41-Jährige ging am Dienstagabend wie seine Schützlinge und die über 400 Zuschauer im Hans-Heinrich-Hackmack-Stadion durch ein Wellenbad der Gefühle. Denn zunächst hatte nicht viel darauf hingedeutet, dass die Hausherren am Ende eines denkwürdigen Fußball-Abends einen Sieg würden bejubeln können. Die Gäste waren im ersten Abschnitt gegen sehr abwartende Oher das dominante und spielerisch bessere Team.

Und eigentlich hätte die Elf von Coach Erdinc Örün bereits nach wenigen Sekunden einen Strafstoß bekommen müssen, als Voran-Kapitän Daniel Walek Jeremy Baur im Strafraum mit einer Grätsche von den Beinen holte. Referee Ben Uhrig (SC Egenbüttel) ließ zur Überraschung wirklich aller Anwesenden weiterspielen.

Voran Ohe nutzt einstudierte Ecken-Variante zum Führungstor

„Das ist ganz klar ein Elfmeter und eine Gelbe Karte“, gab Ohes Co-Trainer Sören Deutsch unumwunden zu. „Ich habe das auch eher als Elfmeter gesehen“, sagte Wulff und HT 16-Übungsleiter Örün vermutete verstimmt: „Ich glaube, Schiedsrichter pfeifen aus Prinzip in der ersten Minute keinen Elfmeter.“

Der vormalige Co-Trainer des Oststeinbeker SV schob jedoch nicht nur wegen des nicht gegebenen Penaltys Frust. Die Unentschlossenheit seiner Elf verärgerte den früheren Torjäger. Viele ansehnlich vorgetragene Angriffe verpufften wirkungslos oder wurden von Ohes Abwehr im letzten Moment noch gestoppt. „Wir mussten in der ersten Halbzeit ein paar heikle Momente überstehen“, gab Wulff zu.

Ohes Demirhan Aaron Brüning (in Weiß), der das Tor zum 1:0 vorbereitete, flankt zwischen Nico Gerber und Andreas Goldgraebe hindurch.
Ohes Demirhan Aaron Brüning (in Weiß), der das Tor zum 1:0 vorbereitete, flankt zwischen Nico Gerber und Andreas Goldgraebe hindurch. © BGZ/Hanno Bode | Bode

Dass die Oher abwartend agierten, war allerdings gewollt. „Wir wussten schon aus dem Hinrundenspiel, dass wir mehr Körner haben und mehr von der Bank bringen können. Wir haben den Abnutzungskampf dann langsam in unsere Richtung gedreht“, erklärte der Voran-Coach. Für die Führung benötigten die Reinbeker in einer chancenarmen Begegnung dann aber eine Standardsituation. Ausnahmsweise führten sie einen Eckstoß kurz aus. Demirhan Aaron Brüning setzte sich am Strafraumrand durch, flankte auf den kurzen Pfosten auf Saqib, der per Kopf zum 1:0 traf (63.).

Muizz Saqib verzichtet auf möglichen Hattrick und bedient lieber den Nebenmann

Nun mussten die Gäste noch mehr ins Risiko gehen, für Ohe boten sich so Räume zum Kontern. Nach einem dieser Gegenstöße wurde der eingewechselte Ibrahim Özalp von Keeper Bünyamin Bulanik zu Fall gebracht. Diesmal zeigte Schiedsrichter Uhrig auf den Punkt. Und Saqib übernahm Verantwortung. Zunächst scheiterte er zwar noch an Bulanik, den Nachschuss verwertete der 28-Jährige dann aber zum 2:0 (81.). Nur 120 Sekunden später hätte Saqib sein drittes Tor erzielen können, doch der Offensivmann passte freistehend uneigennützig zu Tim Schmidt, der zum 3:0-Endstand traf.

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Bald darauf ertönte der Schlusspfiff am Amselstieg. Viele Oher Nachwuchsfußballer und Zuschauer stürmten auf den Rasen und herzten die Voran-Schützlinge. Ganz besonders doll geknuddelt wurde dabei Muizz Saqib. „Ich habe ihn jetzt hier das dritte Jahr. Es ist mit Abstand seine beste Saison. Er ist für uns momentan der absolute Winner“, lobte Wulff den Mann, den an diesem Abend scheinbar nicht nur Verteidiger Lorenzen, sondern das ganze Dorf liebte.

FC Voran Ohe: El Kahil – Lorenzen (74. Özalp), Walek, Dieckmeyer (86. Feldpausch), Damaschke – Ohl, Witmütz, Schmidt, Acar (74. Gläser), Brüning (74. Franz) – Saqib (88. Gassmann).