Zugunglück in Bad Aibling: Wie Stellwerke den Verkehr regeln
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Bad Aibling. Nach dem Unglück in Bayern stellt sich die Frage nach menschlichem oder technischem Versagen. Doch um welche Technik geht es überhaupt?
Zehn Menschen sind durch ein Zugunglück in Bad Aibling im Kreis Rosenheim gestorben. Während sich die Polizei und die Staatsanwaltschaft Erkenntnisse aus drei Blackboxen aus den Unglückszügen erhoffen, könnte auch ein Blick auf das Stellwerk als Leitzentrale für den Zugverkehr Antworten liefern.
Die 37 Kilometer lange Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim wird mit der sogenannten Punktförmigen Zugbeeinflussung (PZB) gesichert. Diese Technik ist ab Tempo 100 vorgeschrieben und wird bis 160 Kilometer pro Stunde eingesetzt. Rollte ein Zug über ein rotes Hauptsignal, würde eine Zwangsbremsung ausgelöst. Nach einer kurzen Standzeit könnte der Zugführer dann jedoch wieder beschleunigen.
Wie einzelne Signale übersteuert werden können
In den Stellwerken der Bahn werden solche Vorgänge überwacht. Von dem Arbeitsplatz des Fahrdienstleiters aus lassen sich aber auch Signale auf der Strecke übersteuern oder Anweisungen an den Zugführer geben. Der Fahrdienstleiter hat in modernen Stellwerken ein schematisches Bild der jeweiligen Strecke vor sich – vergleichbar mit einem elektronischen Schaltplan. In alten, mechanischen Stellwerken konnten die Fahrdienstleiter mit Seilzügen und über große Hebel nur die Signale und Weichen bewegen, die sich in ihrem unmittelbaren Sichtfeld befanden. Moderne Stellwerke erlauben die digitale Steuerung weit größerer Streckenabschnitte – bei Bad Aibling sind dies 37 Kilometer.
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Im Beispiel von Bad Aibling sei eine Umschaltung einzelner Signale im normalen Betrieb nur durch das Ignorieren von Warnungen und körperlichen Anstrengungen möglich, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet. Die Knöpfe, die eine Umschaltung der kritischen Signale von Bad Aibling möglich machen, lägen weit auseinander. Bei einer Übersteuerung erhält der Fahrdienstleister zwei Mal eine Warnung.
Wie die Zeitung weiter berichtet, besteht vom Stellwerk aus aber auch die Möglichkeit, auf Ersatzsignale umzustellen. Diese Funktion ermöglicht es im Notfall beispielsweise zwei Züge auch auf einer eingleisigen Strecke fahren zu lassen. Ein Szenario dafür wäre zum Beispiel ein liegengebliebener Zug, dem sich ein Schlepp-Zug nähern muss. Das Sicherheitssystem würde sonst verhindern, dass das zweite Fahrzeug überhaupt bis zu dem defekten Zug vorfahren könnte.
Bayerische Ermittler durchsuchten am Mittwoch das Stellwerk in Bad Aibling. Der Mitarbeiter, der zum Unglückszeitpunkt Dienst hatte, wurde von der Polizei befragt. Nach deren Angaben bestand am Mittwoch „kein dringender Tatverdacht“ gegen ihn. (dpa/ac)