Atletico Madrid fordert den FC Chelsea im Halbfinal-Hinspiel der Champions League. Die Spanier setzten sich im Viertelfinale gegen Barca durch, die Londoner um den deutschen Nationalspieler André Schürrle schalteten Paris aus.
Detmold. Zwei Termine hat sich André Kahle dick angestrichen. 18. Mai Barcelona und 24. Mai Lissabon. An diesen beiden Tagen will der Lehrer aus Detmold mit seinem Verein ein goldenes Jahr krönen. „Sein Verein“, das ist nämlich Atlético Madrid, die Überraschungsmannschaft Europas. Und Kahle koordiniert von Deutschland aus alle Fanklubs in Europa außerhalb Spaniens.
Im direkten Duell beim FC Barcelona könnte Tabellenführer Atlético am letzten Spieltag der Primera Division den ersten Meistertitel seit 1996 perfekt machen. „Da würde ich zur Not mit dem Fahrrad hinfahren“, sagt der 32-Jährige. Und sechs Tage später steht in Portugal das Champions-League-Endspiel an, vor dem die Rojiblanco nur noch die Hürde Chelsea nehmen musste. „Da muss ich dabei sein, und wenn ich kündigen muss“, äußert er schmunzelnd.
Einen Wunsch-Endspielgegner hatte Kahle vor dem Halbfinal-Hinspiel gegen die Londoner (HIER) schon auserkoren. Und es ist nicht der Stadt- und Erzrivale Real Madrid, es ist dessen Gegner Bayern München. „Und damit bin ich nicht alleine“, sagt der gebürtige Hannoveraner: „Alle wünschen sich die Bayern. Das Finale von 1974 drückt noch schwer auf die Atlético-Seele. Beim Namen Katsche Schwarzenbeck zucken heute noch alle zusammen.“
Torres ist bei Atletico-Fans ein Held
Vor 40 Jahren waren Los Colchoneros (Die Matratzenmacher) im Endspiel des Landesmeister-Cups gegen die Bayern in der 114. Minute durch den späteren Nationaltrainer Luis Aragonés in Führung gegangen. Schwarzenbeck schoss Sekunden vor Schluss der Verlängerung das 1:1, das Wiederholungsspiel gewannen die Bayern mit 4:0. „Dieses Trauma endlich auszulöschen, wäre die Krönung der perfekten letzten Monate“, sagt Kahle: „Mit Real haben wir nix mehr offen. Wir haben letztes Jahr das Pokalfinale in deren Wohnzimmer Bernabeu gewonnen. Mehr geht nicht.“
Von den Auswärtsspielen Atléticos in der Champions League hat Kahle in dieser Saison nur das in St. Petersburg verpasst. Vor Ort kommt es immer zu großen Treffen mit Fans aus ganz Europa. „Vor dem Rückspiel in London hat der britische Fanklub schon in den Pub geladen“, berichtet er: „Und dann werden alle da sein: Belgier, Polen, Tschechen, Norweger, Slowaken und viele mehr.“ Und dann werden sie nicht nur die eigenen Spieler feiern, sondern auch Chelseas Fernando Torres: „El Nino ist die absolute Atlético-Legende.“
Atleticos Star ist der Trainer
Der aktuelle Held der Fans ist aber kein Spieler. Nicht Torjäger Diego Costa und auch nicht der Ex-Wolfsburger Diego. „Alle sind gleich beliebt“, versichert Kahle: „Die Fans achten sogar darauf, dass möglichst jeder einmal im Spiel besungen wird. Der absolute Held der Fans ist Trainer Diego Simeone, er ist der Grund für den Höhenflug.“
Geweckt wurde Kahles Leidenschaft für die Spanier übrigens durch Zufall. 2002 ließ er sich von Freunden zu einem Managerspiel der Primera Division überreden. „Ich wollte unbedingt den FC Barcelona oder Real Madrid, aber die waren schon weg“, sagt Kahle. Also nahm er Atlético. Inspiriert vom Vereinslied auf der Homepage entschloss er sich zur „Ortsbesichtigung“.
Das war im April 2003, und Kahle erwischte ein ideales Wochenende: den 100. Klub-Geburtstag. „Über 100.000 Menschen säumten die Straßen, alles war in Rot und Weiß“, sagt er: „Seit diesem Tag bin ich mit dem 'virus rojiblanco' infiziert.“ Und plötzlich ist er Fan von einem der besten Vereine in Europa.
Übertragung im TV und Live-Stream
Atletico Madrid gegen den FC Chelsea können Sie im Fernsehen auf dem Pay-TV-Sender Sky (ab 19 Uhr) verfolgen. Wer das Spiel nur über einen Stream verfolgen kann, hat die Möglichkeit Sky Go zu nutzen. Alternativ können Sie die Partie aber auch im Liveticker auf abendblatt.de verfolgen. Eine ausführliche Zusammenfassung des Spiels im Free-TV gibt es am Mittwoch im Uefa Champions League Magazin ab 19.20 Uhr im ZDF.
(sid/HA)