Personalwechsel bei den HSV-Handballern: Rüdiger Heß, seit drei Jahren Vorsitzender des Aufsichtsrats, gibt heute seinen Abschied bekannt.

Hamburg. Rüdiger Heß, seit drei Jahren Vorsitzender des Aufsichtsrats, gibt heute bei der Jahreshauptversammlung des deutschen Vizemeisters (19 Uhr, Color-Line-Arena) seinen Abschied bekannt. Der 65 Jahre alte Anwalt will nur noch für den Ehrenrat kandidieren. Als möglicher Nachfolger steht der ehemalige Hamburger Sportstaatsrat Andreas Ernst (38) bereit. Heß hatte den CDU-Politiker gebeten, bei den HSV-Handballern Verantwortung zu übernehmen.

Andreas Ernst soll seine Verbindungen zu Politik und Wirtschaft in den Verein einbringen. Ziel des Klubs ist es, die finanzielle Abhängigkeit von Rudolph zu verringern. Nach der Saison 2010/2011 möchte sich der Präsident in den Aufsichtsrat zurückziehen. Zwar will Rudolph den Klub weiter großzügig unterstützen, aber mittelfristig nicht mehr mit den Millionensummen (18,5 seit Dezember 2004) der Vergangenheit.

Ernst, Beiratsmitglied des Hamburger Fußballverbandes, könnte diesen Weg in die Unabhängigkeit begleiten. Seine Wahl gilt, anders als bei den Fußballern, als sicher. Im Januar hatte er auf der HSV-Mitgliederversammlung einen Platz im Aufsichtsrat des Fußball-Bundesligaklubs knapp verpasst.

Trotz steigender Zuschauer- und Sponsorenzahlen lässt sich die Weltauswahl der Handballer nicht ohne Rudolph finanzieren. Mit den Erfolgen steigen die Kosten für das Team und die Halle. So musste der HSV für das ausverkaufte Bundesligaspiel gegen Flensburg 75 000 Euro für Miete, Service und Catering an die Color-Line-Arena und ihre Dienstleister zahlen. Heß kritisiert, dass Rudolph die Klubgremien nicht in alle Etat-Entscheidungen einbindet. Der HSV gab auch in der Serie 2008/09 mehr als die geplanten 8,5 Millionen Euro aus. Rudolph beglich die Differenz.

Auch in der laufenden Spielzeit klafft wieder eine Budgetlücke. Statt der veranschlagten erneut 8,5 Millionen Euro werden sich die Ausgaben bis Ende Juni 2010 wohl auf rund elf Millionen Euro belaufen. Der Präsident steht auch für dieses Minus gerade. Das hat er bereits erklärt. Die vom Aufsichtsrat geforderte schriftliche Erklärung Rudolphs steht allerdings noch aus.