Am Rande des 1:1 sind der VfL Pinneberg und SV Rugenbergen um Normalität bemüht. Hoher Einsatz bis zum Abpfiff

Pinneberg . Roland Lange, Vereinsmitarbeiter des VfL Pinneberg, lud Knut Assmann, Co-Trainer des SV Rugenbergen, hinterher freundlichst zum Bert-Meyer-Cup 2016 ein. VfL-Trainer Michael Fischer stellte Aßmann einen Weinbrand auf den Tisch. Die Pinneberger und Bönningstedter Oberliga-Fußballer kippten ihre Eiszeit. Nach atmosphärischen Störungen in den vergangenen Monaten, die darin gipfelten, dass der SVR dem Pinneberger Hallenturnier 2015 fernblieb (wir berichteten), sind beide Seiten offenbar wieder um Normalität bemüht. Das bisschen Kleinkrieg nach dem 1:1 (0:1) im Nachbarschaftsderby trugen Fischer und Aßmann mit einem Augenzwinkern vor.

Ralf Palapies’ Sohn Noah trifft im HSV-Stadion für Niendorfs F-Junioren

„Uns war natürlich klar, dass der VfL zur Pause Verteidiger Steffen Maaß in der Kabine lassen und Thorben Reibe einwechseln würde“, brüstete sich Aßmann, von 1994 bis 1996 Spieler des VfL, auf ganz charmante Art und Weise. Fischer reagierte mit einem Wortspiel: „An - maaß - end. Wir haben im Winter hart gearbeitet. Knut hat im Trainingslager des SV Rugenbergen auf Mallorca doch in Badehose am Pool gelegen.“ SVR-Chefcoach Ralf Palapies hatte mit den Zwischenfällen, die das Verhältnis beider Teams belasteten, schon vor dem Anpfiff abgeschlossen. „Es gibt Wichtigeres, als sich damit zu beschäftigen.“

Palapies weilte nicht im Pinneberger Stadion sondern in der Imtech-Arena. Die Manager Andreas Lätsch und Pitt Neukirchner hielten ihn ständig per SMS über das Geschehen am Rosengarten auf dem Laufenden. Beim Abschiedsspiel des früheren HSV-Profis David Jarolim durfte Palapies den Innenraum betreten und hautnah dabei sein, wie Sohn Noah, 7, im Vorspiel der Niendorfer F-Junioren gegen ein Team aus Süd-Dithmarschen (5:1) das 3:1 erzielte. 20.000 Fans, die zu diesem Zeitpunkt im Stadion weilten, applaudierten. Für Vater und Sohn war es ein ganz besonderer Tag, nachdem Palapies schon einmal an gleicher Stätte mit dem SC Egenbüttel ein Gastspiel gab. Am 26. Januar 2008 ist das gewesen. Der Bundesliga-Dino mit einem Raphael van der Vaart in voller Blüte gewann 11:0.

In Egenbüttels Mittelfeld wirbelte seinerzeit Dennis von Bastian, der Palapies ein Jahr später zu Rugenbergen folgte. In Pinneberg fehlte der Regisseur wegen einer Knie-Entzündung. Dennoch waren die Bönningstedter in der ersten Halbzeit die bessere Mannschaft. Jan Melich schlug einen Freistoß in den Strafraum. VfL-Keeper Norman Baese konnte den Kopfball von Dennis Schmidt nur vor die Füße von Pascal Haase abwehren. So führten die Gäste nach 25 Minuten 1:0. In der 29. Minute lief Haase dem Pinneberger Philipp Werning davon. Baese verhinderte so das 0:2.

Werning wurde zum „Bauernopfer“ (Fischer), das schon in der 38. Minute Sascha Richert weichen musste. Das Bild wandelte sich. Richert lieferte den Flachpass von links, den Benjamin Brameier nach einem Täuschungsmanöver von Flemming Lüneburg zum 1:1 verwertete (50.). Tim Jeske, der nach einem Zuspiel von Richert an Keeper Dennis Schultz scheiterte (70.), und Lüneburgs Eckball von links an den rechten Außenpfosten köpfte (79.), vergab zweimal die Pinneberger Rückkehr an die Tabellenspitze. Doch auch der Bönningstedter Pascal Haase ließ noch eine Großchance ungenutzt (87.).

„Der Sieg für uns wäre verdient gewesen“, stichelten sich Fischer und Aßmann gegenseitig. Zur kampfbetonten Note der durchschnittlichen Partie vor 230 Besuchern passte ein Zweikampf kurz vor Schluss. Lüneburg leistete sich ein Foul an Kevin Lohrke, das der SVR-Verteidiger nicht auf sich beruhen ließ – Revanche. Schiedsrichter Marcel Hass bemerkte den Vorfall offenbar nicht, sonst hätte er Karten gezückt. Die beteiligten Akteure machten keine Szene daraus und gingen ihres Weges. Das Spiel endete remis, die Vernunft siegte.

Als Lebensretter durften sich die Physiotherapeuten beider Teams fühlen, die vor dem Anpfiff einem Passanten, der in der Nähe des Stadions zusammengebrochen war, Erste Hilfe leisteten. Der Mann kam mit dem Verdacht, einen Herzinfarkt erlitten zu haben, ins Krankenhaus.