Das Pinneberger Unternehmen Heiz24 recycelt Steuerungselemente für Heizungen

Matthias Falkenberg ist angekommen. In Pinnebergs Stadtteil Eggerstedt. Wo bis 2004 Soldaten marschierten, lässt er jetzt löten, schrauben und polieren. Ein Jungunternehmer, der 2009 eine Marktlücke entdeckte – und handelte. Gegen den Rat von Freunden, die angesichts drohender Risiken abrieten. Er glaubte an seine Idee. Und das hat er bislang nicht bereut. „Ich wollte einen neuen Weg gehen“, sagt der 43-jährige Vater zweier Kinder.

Falkenbergs Unternehmen nennt sich Heiz24. Seine 15 Mitarbeiter kaufen quasi Schrott ein – um ihn zu versilbern. Ausgediente Relays und Steuerungselemente für Heizungsanlagen werden aufbereitet und dem Markt zurückgegeben. Ist ein Ersatzteil mal nicht verfügbar, wird es mittels 3-D-Drucker hergestellt. Auch Regler für Klär- und Wasserhebeanlagen werden fit gemacht: Recycling mit Gewinnspanne. Die Geschäfte laufen über einen Internet-Shop, der 24 Stunden am Tag erreichbar ist. Während der Bürozeiten wird auch übers Telefon an- und verkauft. Auf einen eigenen Logistikzweig verzichtet Falkenberg. „Das würde sich nicht lohnen.“ Verschickt wird über gängige Paketdienste. Fünf Transporter passieren täglich das Unternehmenstor.

Zum Firmensitz war 2014 ein 5300 Quadratmeter großes Grundstück auf dem Areal der ehemaligen Eggerstedt-Kaserne geworden. Dort sind derzeit 15 Menschen beschäftigt. Tendenz steigend. Allerdings kämpft Falkenberg, in dessen Werkstatt zwei Azubis arbeiten, mit massivem Mangel an Fachkräften. „Mitarbeiter für Büro und Verwaltung zu finden, ist kein Problem“, sagt er. „Aber es wird immer schwieriger, fähige Techniker aufzustöbern.“ Derzeit sucht der 43-Jährige Elektroniker für Systeme und Geräte.

Matthias Falkenberg kommt eigentlich aus dem IT-Bereich. Er arbeitete als Administrator bei der Telekom, bevor er sich entschied, den Weg in die Selbstständigkeit zu wagen. Die Idee sei geboren worden, als er selbst sich vergeblich auf die Suche nach einem speziellen Elektronikteil begeben habe. Die ersten Jahre hatte der junge Betrieb seinen Sitz in Rellingen in Falkenbergs Wohnhaus. Es lief gut. So gut, dass es eng wurde. Da kam das Angebot des Pinneberger Wirtschaftsförderers Stefan Krappa gerade recht. Anfang 2014 zog Heiz24 als erster Betrieb überhaupt auf das seit Jahren brach liegende Kasernenareal. In ein Gebäude, in dem einst Feuerlöscher für die Soldaten aufgefüllt wurden. Das passt: Die Bundeswehr zählt heute neben Unternehmen wie Siemens zu den Kunden des Rellingers.

Nach den Umsätzen des Unternehmens befragt, bleibt Matthias Falkenberg stumm. Nur soviel: Heiz24 sei Marktführer. Reich werde er nicht, weil verdientes Geld investiert werde. Die Frage nach der Firmenphilosophie beantwortet der 43-Jährige wie aus der Pistole geschossen. „Google ist eines unserer Vorbilder.“ Es gehe darum, Fachkräften vernünftige Arbeitsbedingungen und familiäre Atmosphäre zu bieten. Im Entree des Firmensitzes stehen eine Tischtennisplatte und ein Fußballkicker. An dem Aufenthaltsraum wird noch gefeilt. Einen sechsstelligen Betrag hat Falkenberg bisher in das 1985 errichtete ehemalige Militärgebäude investiert. Dessen Zustand sei bei Übergabe trotz jahrelangen Leerstands gut gewesen. Die für einen Internet-Shop dringend benötigten Highspeed-Datenleitungen waren sofort nach dem Einzug installiert worden.

Das Handeln mit gebrauchten Steuerelementen für Heizungen ist ein Saisongeschäft. Im Winter brummt der Laden. „Dann herrscht bei uns Urlaubssperre“, sagt Falkenberg. In den warmen Monaten geht es ruhiger zu. Dann dürfen seine Mitarbeiter sich auch mal länger in die Ferien verabschieden. Auf die neuen Nachbarn freut sich der Rellinger übrigens: Die Idee eines Bildungscampus auf dem Kasernen-Gelände bezeichnet er als spannend. Die Eröffnung der Kita in Eggerstedt hat er sich nicht entgehen lassen – denn die soll sein Sohn besuchen.