2120 Menschen kommen ins Kreishaus, um sich für leukämiekranken Pinneberger typisieren zu lassen. Familie des 26-Jährigen ist überwältigt

Pinneberg/Elmshorn. Die Hilfsbereitschaft – sie war riesengroß: 2120 Menschen kamen am Sonnabend ins Kreishaus nach Elmshorn, um sich für den leukämiekranken Simon aus Pinneberg typisieren zu lassen. „Wir sind überwältigt, wie viele Personen unserem Aufruf gefolgt sind“, sagte die Familie des 26-Jährigen. Vater Christian, Mutter Kirsten, die beiden Schwestern und Freundin Sarah hatten innerhalb weniger Tage mit Hilfe der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) die Aktion organisiert.

Seit Familie und Freunde vor knapp vier Wochen von der schrecklichen Diagnose erfuhren, läuft die Suche nach einem Stammzellspender auf Hochtouren. Dank der fünfstündigen Aktion am Sonnabend gibt es nun 2120 Menschen mehr, die dafür in Frage kommen. Als Schirmherr Oliver Stolz mit Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg und Simons Eltern um 11 Uhr das rote Band vor dem Eingang der Kreishaus-Kantine durchschnitten, standen draußen bereits mehrere hundert Menschen in einer langen Schlange.

Damit sie so schnell wie möglich drankamen, war drinnen alles hervorragend organisiert. An 46 Tischen wurden die Spender registriert, ehe es zur Blutabnahme ging. Dafür waren 26 Stationen eingerichtet. Anschließend übernahmen weitere Helfer die Endkontrolle, dann war die Prozedur bereits erledigt. „Allein in der ersten Stunde konnten wir 500 Personen registrieren“, so Annika Schirmacher von der DKMS.

Auch nach dem ersten Ansturm registrierten die Organisatoren einen stetigen Besucherzulauf. Selbst kurz nach dem offiziellen Ende um 16 Uhr kamen noch einige Freiwillige – und sie kamen ebenfalls noch an die Reihe. Für den reibungslosen Ablauf sorgten fast 200 Helfer, ein Großteil davon aus dem Umfeld der Familie. Simons Mutter Kirsten arbeitet sowohl im Gesundheitsamt der Kreisverwaltung als auch für die Regio Kliniken, sodass sich allein aus diesen Kontakten eine Vielzahl von Helfern rekrutieren ließ. Die Regio Kliniken stellten 25 Ärzte und Krankenschwestern, die für die Blutabnahme verantwortlich waren.

Sie opferten – wie die anderen Helfer auch – dafür ihre Freizeit. „Für mich ist das selbstverständlich“, sagte Susanne Soth, die sonst im Pinneberger Krankenhaus ihren Dienst versieht. Ihre Kollegin Meike Detlefs stimmte zu. „Wir sind hier, um zu helfen. Das ist das einzige, was wir tun können.“ Sabine Blanke ist Arzthelferin aus Elmshorn. „Ich wurde gefragt, ob ich hier helfen kann. Ich habe selbst eine 16-jährige Tochter“, sagt sie.

Ob unter den 2120 Freiwilligen auch ein Spender ist,steht erst später fest

Pascal Pohl aus Hamburg-Schnelsen berichtete, dass Freunde von ihm Simon kennen würden. „Ich lasse mich gerne typisieren, das ist eine gute Sache“, sagte er. André Koselofsky aus Borstel-Hohenraden hat aus den Medien von der Aktion erfahren. „Ich tue damit etwas Gutes“, sagte er und bezeichnete die Blutabnahme als kleines Opfer. Der Pinneberger Heiko Groß war Simons Ausbilder in der Pinneberger Jugendfeuerwehr. „Ich kenne ihn schon von klein auf. Da ist es doch klar, dass ich hier mitmache“, sagte der Feuerwehrmann. Er habe sich zwar vor einigen Jahren schon einmal typisieren lassen, sei jedoch davon überzeugt, dass seine Daten aufgrund eines Umzugs verloren gegangen sind.

Ob von den 2120 Freiwilligen einer als Stammzellspender für Simon in Frage kommt, wird erst zu einem späteren Zeitpunkt feststehen. „Diese Menschen helfen nicht nur Simon, sondern auch vielen anderen. Jeder von ihnen kann ein potenzieller Spender sein“, so Simons Vater Christian. Zwei Freunde des 26-Jährigen waren bei ihm im Krankenhaus, während die komplette Familie an der Typisierungsaktion teilnahm. „Es wurden von uns auch die ersten Fotos ins Krankenhaus geschickt. Simon war ganz überwältigt von der großen Unterstützung“, sagte Freundin Sarah. Simon habe im Vorfeld den Wunsch geäußert, selbst ins Kreishaus zu kommen, um sich persönlich bei den Teilnehmern bedanken zu können.

Simon selbst konnte aus medizinischen Gründen nicht zu der Aktion kommen

„Das ging aus medizinischen Gründen leider nicht. Er bekommt eine 24-Stunden-Chemotherapie, das Krankenhaus kann ihn momentan nicht rauslassen“, sagt die Freundin weiter. Da die Chemotherapie das Immunsystem komplett auf Null fahre, wäre angesichts der vielen Menschen die Gefahr einer Infektion für den 26-Jährigen viel zu groß gewesen. Mehrere Glücksbringer, die Sarah von „wildfremden Menschen“ erhielt, wurden nach dem Ende der Aktion mit ins Krankenhaus genommen.

„Simon will kämpfen. Und er wird kämpfen, das wissen wir genau“, sagten die Eltern des Pinnebergers. Ein Transparent mit der Aufschrift „Kämpfen Simon!“ hielten Simons Fußballkumpels von den „Zaungästen Pinneberg" hoch. Die Mannschaft, die komplett aus HSV-Fans besteht, trat geschlossen zur Typisierungsaktion an und überreichte als Aufmunterung für Simon der Familie eben dieses Bild.