Die Veranstalter von Wacken Open Air luden rheumakranke Jugendliche des Klinikums Bad Bramstedt ein. Die Jugendlichen durften unter dem Motto “Heavy Metal against Rheumatism“ einen Tag lang hinter die Kulissen schauen.

Wacken/Bad Bramstedt. Wummernde Bässe, grandiose Gitarrensalven und schnelle Schlagzeugeinlagen inmitten von Matsch und Menschenmassen - das ist das Wacken Open Air (W:O:A). Doch nicht nur für Heavy-Metal-Fans auf der ganzen Welt ist das Festival kurz hinter Itzehoe der jährliche Höhepunkt - auch für das Klinikum Bad Bramstedt ist das Spektakel seit einigen Jahren etwas ganz Besonderes. Denn bereits zum vierten Mal luden die W:O:A-Veranstalter Jugendliche der Kinderrheumatologie des Klinikums Bad Bramstedt ein, die unter dem Motto "Heavy Metal against Rheumatism" bei dem Musikspektakel einen Tag lang hinter die Kulissen schauen durften.

"Unser ehemaliger Chefarzt Dr. Tzaribachev kommt aus Wacken und hat den Kontakt zum Veranstalter hergestellt", sagt Krankenpfleger Michael Jahn, der die rheumakranken Jungen und Mädchen am Sonnabend zur weltgrößten Heavy-Metal-Sause begleitete. Mit dabei waren auch einige musikbegeisterte Schützlinge der Begleiter.

Der Tag beginnt für die Jugendlichen im Alter von elf bis fünfzehn Jahren um 10.30 Uhr. Schon auf der Krankenstation der Bad Bramstedter Klinik herrscht große Aufregung. Wer wird wohl auftreten? Was sollte man am besten anziehen?

Auch Erzieherin Waltraut Hupka erscheint im trendigen W:O:A-Outfit

Erzieherin Waltraut Hupka, die an diesem Tag natürlich auch im W:O:A-Outfit erscheint, verteilt zunächst mit Souvenirs gefüllte Wacken-Rucksäcke an die Truppe. Nachdem auch ausreichend Wasserflaschen und Lunch-Pakete ausgeteilt wurden, treffen die vier Mitarbeiter des Norderstedter Hilfs- und Rettungsdienstes KBA ein - sie werden die Wacken-Fans zum Festival begleiten. Zu den Betreuern gehört neben Waltraut Hupka und Michael Jahn auch Kinderkrankenschwester Nicole Mirza - sie hat für alle Fälle ein medizinisches Notfallpaket dabei.

Nach etwa einer Stunde Fahrt ist das Festivalgelände erreicht. In Wacken werden die Gäste aus Bad Bramstedt schon von Christoph Steckhahn erwartet, der die Gruppe betreuen wird. "Warum ist es denn so leise?", raunt es hier und dort fragend aus der Gruppe. "Wartet mal ab, bis ihr vor der Bühne steht", schmunzelt der großgewachsene 34-Jährige, während er die Besucher-Pässe verteilt. Dann kann es losgehen. Auf dem Weg zur Bühne wird der typische Kuhweidengeruch immer intensiver. Die Musik ist beim Betreten des VIP-Bereichs dann auch schon recht deutlich zu hören. Nach und nach kramen die Jugendlichen ihre Ohrenstöpsel hervor.

Und dann ist es endlich soweit: Die Jugendlichen dürfen den Auftritt der Band Callejon backstage bewundern. Es wird geklatscht und gejubelt, während die Bässe alles zum Vibrieren bringen. Es dauert nicht lange, bis die ersten Pferdeschwänze gelockert werden und sich die Besucher im Headbanging versuchen.

Nach einigen Songs und vielen Handyfotos geht die Führung nun mit zerzottelten Haaren weiter. Querfeldein laufen die leuchtend bunt gekleideten Jugendlichen durch die schwarze Masse. Einem verschwitzten Rocker scheint der Rundgang aufgefallen zu sein, denn er stürmt oberkörperfrei mitten in die Gruppe und bittet Christoph, ihm ein Autogramm auf seinen Rücken zu geben. "Das ist noch harmlos, wartet mal ab, bis es hier regnet", erzählt der offensichtlich sehr erfahrene Wacken-Mitarbeiter.

Die Besucher investieren so manchen Euro in Wacken-T-Shirts

Nach der Führung stärkt sich die Gruppe kurz im VIP-Bereich mit Pommes und Softgetränken. Dann geht's weiter zu den Bühnenshows, andere investieren lieber so manchen Euro in Wacken-T-Shirts und andere Andenken. Schließlich treffen sich alle im großen Zelt, um sich einen weiteren Auftritt mit Lasershow anzusehen. Gespielt wird schneller Punkrock mit tiefen Gesang.

Dann plötzlich fließt in großen Mengen Wasser in das riesige Zelt und reißt die jubelnde Masse aus ihrer Ekstase. Kaum einer hatte den heftigen Platzregen bemerkt. Ein Blick nach draußen genügt um zu erkennen, dass sich die Kuhweiden innerhalb kürzester Zeit in eine einzige Schlammwiese verwandelt haben. Die ersten Metal-Fans suhlen sich bereits im stinkenden Schlamm, und auch die Bramstedter versinken bis zu den Knöcheln im Matsch, als sie ihren Weg fortsetzen. Im VIP-Bereich kann die Gruppe dann sogar noch Alice Cooper bei seiner Pressekonferenz erleben. "Es war unglaublich, wie nah ich neben ihm stand", erzählt Maximilian ganz aufgeregt.

Kurz vor der Abfahrt lernen die Jugendlichen und ihre Betreuer auch noch Wacken-Veranstalter Thomas Jensen kennen und sind sich einig: Das war ein echt super Ausflug! Auf der Rückfahrt betrachten alle stolz ihre VIP-Bändchen.