Kurt Beck war länger SPD-Chef von Rheinland-Pfalz als Helmut Kohl Bundeskanzler. Beim Abschied lobt ihn auch Sigmar Gabriel.

Mainz. Schon jetzt ist Kurt Beck ein Denkmal in Rheinland-Pfalz. 19 Jahre war er Landeschef der SPD, seit 18 Jahren ist er Ministerpräsident. Der 63-Jährige bekommt zu seinem Abschied an der Parteispitze am Sonnabend in Mainz viel Lob von den Genossen - auch aus Berlin. Der SPD-Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel würdigt ihn: „Ich hätte die letzten drei Jahre als Parteivorsitzender meine Arbeit bei weitem nicht so gut machen können.“

Balsam für die Seele des Pfälzers ist vor allem die Entschuldigung Gabriels für die Querelen, die 2008 zum Rückzug Becks als SPD-Bundesvorsitzender führten. „Es war damals auch für die SPD, nicht für Kurt Beck, eine Schande, wie er gegangen ist.“

Der Maurersohn aus der Südpfalz hat sich aus einfachen Verhältnissen hochgearbeitet. Nach der Ausbildung zum Elektromechaniker und der frühen Hochzeit mit seiner Frau Roswitha machte er auf dem zweiten Bildungsweg die Mittlere Reife. Die Bodenständigkeit ist ihm wichtig. Trotz der Nürburgring-Affäre gilt Beck als beliebter Landesvater. In Rheinland-Pfalz regierte er zunächst mit der FDP, dann allein und seit 2011 mit den Grünen.

2006 stieg er zum SPD-Bundesvorsitzenden auf. Im rauen Berliner Politikbetrieb tat sich der Pfälzer schwer und schmiss 2008 hin. Als Fehler nennt er außer dem Nürburgring, dass er als SPD-Chef in Berlin „zu sehr auf Vertrauen gesetzt habe und nicht mehr auf den Austausch eines Teils des Apparats“. Bundesweit mischte Beck danach jedoch weiter mit als Koordinator der rot-grün regierten Länder, als Chef des ZDF-Verwaltungsrats und der Rundfunkkommission der Länder.

Seine größte Wunde im Land ist der Nürburgring. Um die Wirtschaft in der Eifel anzukurbeln, ließ Becks frühere SPD-Alleinregierung einen riesigen Freizeitpark an der Rennstrecke bauen. Kurz vor der Eröffnung 2009 scheiterte die abenteuerliche Privatfinanzierung. Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) nahm den Hut. In diesem Jahr meldete die fast komplett landeseigene Nürburgring GmbH Insolvenz an, Steuergeld in dreistelliger Millionenhöhe steht auf dem Spiel. Beck entschuldigte sich. Er überstand einen Misstrauensantrag der CDU im Landtag.

In diesem Frühjahr kamen Spekulationen auf, Beck nehme bald den Hut. Die Antwort des Südpfälzers darauf: Er wolle bis zur Landtagswahl 2016 im Amt bleiben, wenn die Gesundheit das zulässt. Im September kündigte er dann doch den Rücktritt an. Der Grund: Probleme mit der Bauchspeicheldrüse.

Der 63-Jährigen folgt eine Doppelspitze in Rheinland-Pfalz: Roger Lewentz als SPD-Landeschef, Malu Dreyer soll Mitte Januar im Landtag zur Ministerpräsidentin gewählt werden. Bis dahin hat Beck noch einen unangenehmen Termin: Er muss als Zeuge im Untreue-Prozess gegen Ex-Finanzminister Deubel aussagen. Während er sich bisher vor seinen ehemaligen Minister stellt, sagte Deubel in dem Prozess, der Regierungschef hätte das Ring-Projekt damals stoppen können.

Was macht der Polit-Veteran in der Zukunft? An der Spitze des ZDF-Kontrollgremiums will Beck bleiben und wieder als Vize der Friedrich-Ebert-Stiftung kandidieren. Und er kann sich auf noch etwas freuen: Gabriel will ihm persönlich ein Willy-Brandt-Porträt überreichen. „Dann gehen wir mal was Anständiges essen und trinken.“