Berlin. Für einen erfolgreichen G20-Gipfel muss Kanzlerin Merkel den US-Präsidenten Donald Trump ein Stück weit bewegen – das ist harte Arbeit.

Angela Merkel hat in ihrer Amtszeit schon viele schwierige Männer und große Egos aushalten müssen. In Deutschland ging sie durch eine harte Schule bei Helmut Kohl, Edmund Stoiber und Horst Seehofer – und blieb am Ende immer als Siegerin auf dem Feld. Auch den Italo-Macho Silvio Berlusconi hat sie gezähmt und seine vulgärsten Ausfälle eiskalt ignoriert.

Russlands Präsident Wladimir Putin ist es bislang nicht gelungen, der Bundeskanzlerin Furcht einzuflößen, obwohl er sogar mit Psycho-Tricks arbeitete und Angela Merkel, die Hunde nicht sonderlich schätzt, mit seinem großen Labrador überraschte. Auch „Sultan“ Erdogan war ihr bislang nicht gewachsen. Ihm bleiben nur das laute Poltern in Interviews und unsägliche Merkel-Nazi-Vergleiche, mit denen er sich bis auf die Knochen blamiert.

Merkel braucht Trump als Partner

Jetzt also Donald Trump. Die Begegnung mit ihm auf deutschem Boden ist wohl die bislang größte psychologisch-taktische Herausforderung für Merkel. Sie braucht den amerikanischen Präsidenten als Partner. Sie will Zugeständnisse von ihm für einen erfolgreichen deutschen G20-Gipfel. Sie will ihn in ihre Vorstellung einer modernen Weltordnung einpassen. Denn ohne die Vereinigten Staaten kommt die Welt nicht wirklich voran.

Dabei steckt die Kanzlerin in einem echten Dilemma. Alles an Trump steht diametral zur Merkel-Welt. Die Prunksucht, die Sprache, die Sprunghaftigkeit, das Ego, seine Interessen und ganz besonders sein spezielles Frauenbild. Ihr wichtigster Gast des Gipfels könnte unterschiedlicher nicht sein.

Merkel bewundert die USA

Aber Trump ist der US-Präsident. Damit steht er für ein System und eine Gesellschaft, die Angela Merkel zutiefst bewundert. Die Kanzlerin ist in ihrem Leben häufig – auch privat – in die USA gereist. Sie fühlt sich wohl in einem Land, in dem kluge Studenten binnen weniger Jahre Weltkonzerne schaffen können und niemand fragt, wo man herkommt. Sie ist Trägerin der Medal of Freedom, des höchsten Ordens der Vereinigten Staaten für Nichtamerikaner. Die seltene Auszeichnung bedeutet ihr sehr viel.

Heftige Ausschreitungen in Hamburg

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    Die erste Begegnung mit Donald Trump in Hamburg scheint besser gelaufen zu sein als das erste Treffen im Weißen Haus. Der Präsident erschien pünktlich mit freundlicher Miene bei der Gastgeberin. Diesmal klappte sogar der Handshake. Trump wurde durch seine Tochter Ivanka samt Schwiegersohn begleitet. Sie könnte für die Kanzlerin der Türöffner sein zu Trump – denn Angela Merkel hat bereits vor einigen Wochen einen möglichst engen Draht zur „First Daughter“ aufgebaut. Trump war in dem über einstündigen Gespräch konstruktiv, hört man aus dem engsten Regierungskreis. Dass es auch um Kim Jong-un und die Bedrohung durch einsatzreife Langstreckenraketen ging, zeigt, wie ernst die Amerikaner die Lage in Nordkorea einschätzen.

    G20-Gemeinschaft könnte Merkel helfen

    Es war taktisch klug von der Bundeskanzlerin, die Erwartung an das Treffen mit Trump möglichst tief zu hängen. Jede atmosphärische Verbesserung, jedes kleinste Zugeständnis Trumps kann Angela Merkel jetzt als Erfolg verkaufen.

    Die Kanzlerin wird auch den Druck der G20-Gemeinschaft nutzen, um den amerikanischen Präsidenten auf ihre Linie zu bringen. Trump liebt zwar einsame Entscheidungen und starke Sprüche. Aber im Kreis der 20 Mächtigsten wird er fern der Heimat keine Lust auf die Rolle des politischen Schmuddelkindes haben.

    Das kann helfen bei einem Kompromiss im Streit um den Klimaschutz und bei der Annäherung in Handelsfragen. Bis dahin hat Angela Merkel aber noch ein hartes Stück Arbeit vor sich.

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