Berlin. Nach 136 Folgen ist für Joko und Klaas Schluss mit „Circus Halligalli“. Wir lassen die zehn besten Momente der Show Revue passieren.
Nach knapp viereinhalb Jahren, neun Staffeln und 136 Folgen hat die ProSieben-Show „Circus Halligalli“ ein Ende. Am 20. Juni moderieren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf zum letzten Mal die Sendung, für die sie mehrere renommierte Auszeichnungen gewannen – unter anderem den Grimme-Preis, die Rose d’Or und den Echo.
Über die Jahre entwickelten sich zahlreiche Rubriken, in denen Joko und Klaas mit reichlich Selbstironie und Schmerzfreiheit agierten – und nicht selten ihre gegenseitige Hassliebe auslebten. Dazu zählten etwa „Aushalten – nicht lachen“, „Das unnötig komplizierte Interview“, „Bei Anruf Udo“ oder „Wenn ich du wäre“. Vor allem letzteres brachte in der Spontan-Variante einige glorreiche „Circus Halligalli“-Momente hervor. Die besten zehn haben wir hier zusammengetragen.
10. Putzfrau Sabine rockt den Ring
Wer sich schnell fremdschämt, ist definitiv falsch bei „Circus Halligalli“. Das gilt für die Moderatoren ebenso wie für die Zuschauer – und natürlich die Putzfrau. Reinigte Sabine einst bloß das Studio, machten Joko und Klaas sie 2015 zu ihrem Sidekick. Seitdem musste die Berlinerin so einiges mitmachen. Wegen ihres schlechten Englisches war sie zum Beispiel oft im Einsatz für „Das unnötig komplizierte Interview“ – mit Weltstars versteht sich.
Auch im Juni 2016 gaben ihr Joko und Klaas die ganz große Bühne. Beim Musikfestival Rock am Ring überbrachte Klaas Sabine die frohe Kunde: „Du bist einer der Haupt-Acts hier. Du wirst heute mit den 100.000 Leuten ‘Midnight Lady’ singen. So lange, bis Chris Norman keine andere Chance mehr hat, als in unsere Show zu kommen.“
Sabine ist zwar ein großer Fan des Sängers, war zunächst aber völlig geschockt. Doch dann rockte sie den Ring – mit dem ebenfalls nicht gerade begnadeten Sänger Joko an ihrer Seite. Und der Plan ging tatsächlich auf.
In die Show kam Chris Norman zwar nicht, Sabine traf ihn drei Monate später aber bei einem Interview. Freudentränen inklusive. Hach.
9. „Dawn of the Gag“ mit Matthias Schweighöfer
Eigentlich wollte Schauspieler und Regisseur Matthias Schweighöfer nur seinen Film „Frau Ella“ promoten, doch dann artete es aus. „Dawn of the Gag“ hieß das Spiel, das am Ende sogar die Medienaufsicht auf den Plan rief. Grund war diese einfache Regel: Wer zuerst lacht, muss trinken.
Denn während sich Klaas noch einigermaßen am Riemen riss, waren die Tiervideos und Jürgen-Klopp-Parodien zu viel für Joko und Schweighöfer. Sie prusteten los und die Schnapsgläser vor ihnen leerten sich in wenigen Minuten. Das Ergebnis: völliger Verlust der Selbstkontrolle. Das Bundesgesundheitsministerium hätte es als Lehrfilm für verantwortungslosen Umgang mit Alkohol zeigen können – wenn es nicht so witzig gewesen wäre.
Die Medienaufsicht Berlin-Brandenburg sah das allerdings anders und rüffelte ProSieben für die Aktion. Der Jugendschutzbeauftragte des Senders rechtfertigte sich damit, dass die Zielgruppe das Trinkspiel richtig einzuordnen wüsste und es damit zu dieser späten Sendezeit so unbedenklich sei wie eine TV-Übertragung vom Oktoberfest.
8. Die Geburtsstunde des Goldenen Umberto
Über die Jahre wurde die Auszeichnung für verschiedenste Leistungen vergeben. Für Soziales Engagement etwa, für Asoziales Engagement oder fürs Lebenswerk. Seine Existenz verdankt der Umberto aber einem der größten Schauspieler unserer Zeit – dem damaligen BVB-Profi Kevin Großkreutz.
Auf unnachahmliche Weise brillierte er 2013 in einem Mentos-Werbespot, war aber offenbar zu bescheiden, um sich die Trophäe persönlich abzuholen. Also brachte Joko sie ihm kurzerhand vorbei – verkleidet als Jürgen Klopp.
Dafür verfolgte der Moderator den BVB-Mannschaftsbus zunächst aufs Trainingsgelände, dann bis zum Flughafen. Denn die Dortmunder waren damals auf dem Weg zum entscheidenden Champions-League-Gruppenspiel in Marseille. Und Joko hatte Glück.
Trainer Klopp reagierte gelassen auf die Aktion und ließ den Moderator gewähren. Der drückte Großkreutz schließlich die Trophäe in die Hand. Dass der einen Tag später kurz vor Schluss das Siegtor für den BVB schoss – sicher kein Zufall.
7. Jokos Zwei-Meter-Fall
Der natürliche Feind von Joko ist Höhe. In der Tür eines Helikopters zu sitzen und sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, ist also eigentlich schon Überwindung genug für den Moderator. Doch dann kamen Phase zwei und drei (hier geht es zum Video).
Klaas setzte Joko eine Brille auf, mit der er nichts mehr sehen konnte. Anders als im Flugzeug merkt man in einem Helikopter so nicht mehr, wohin sich der Hubschrauber bewegt. Joko wähnte sich also in mehreren hundert Metern Höhe, kreischte wild und litt sichtliche Qualen. Dann machte es plötzlich „Klick“.
Klaas hatte die Sicherung entfernt. Joko bestand jetzt nur noch aus Panik, was nicht besser wurde, als Klaas Phase drei einleitete: Er schubste Joko aus dem Heli. Doch alle Sorge war unbegründet. Der Hubschrauber schwebte gerade mal zwei Meter über dem Boden. Joko fiel auf eine dicke Weichmatte – und rastete anschließend zünftig aus.
6. Joko macht bei Joiz einen auf dicke Hose
Ist ihm der Erfolg doch zu Kopf gestiegen? Das hätte man meinen können, wenn man Jokos Auftritt beim inzwischen eingestellten TV-Sender Joiz gesehen hat. Denn in der Live-Sendung benahm er sich äußerst sonderbar, reagierte auf Fragen mit Gaga-Antworten („Lululululu“, „Dazu habe ich nur eins zu sagen: Boomchakalaka“), so dass schnell Zuschauerfragen wie diese eingingen: „Bist du heute irgendwie schlecht drauf? Ohne Klaas wirkst du ganz schön abgehoben.“ Jokos Antwort machte es nicht besser: „Das sieht von unten nur so aus.“
Was weder die Joiz-Moderatoren noch die Zuschauer wussten: Joko hatte einen Knopf im Ohr, über den ihm Klaas Anweisungen gab. Eigentlich der älteste TV-Gag der Welt, aber sich selbst so schlecht dastehen zu lassen – das muss man erst mal bringen.
5. Klaas spielt Schlagzeug mit 30 Seconds to Mars
Im Sich-selbst-bloßstellen stehen sich Joko und Klaas in nichts nach. „Wenn ich du wäre, würde ich mit 30 Seconds to Mars Schlagzeug spielen“, lautete Klaas’ Aufgabe beim Spontan-„Wenn ich du wäre“ in der Berliner Mercedes-Benz-Arena. Der Haken: Klaas kann gar kein Schlagzeug spielen (zum Video).
Es kam wie es kommen musste. Völlig außer Takt trommelte Klaas auf dem Instrument herum, bis Frontmann Jared Leto scheinbar die Fassung verlor und kurzerhand das ganze Konzert abbrach. Die Zuschauer buhten Klaas aus – der in dem Glauben war, nun zehntausende Fans gegen sich aufgebracht zu haben.
Im Gegensatz zu den Moderatoren und Zuschauern bei Joiz waren 30 Seconds to Mars und die Fans in der Halle diesmal aber eingeweiht. Als Klaas davon erfuhr, gab es für Joko nur noch eine Option: sich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen.
4. Flugzeugprank im Flugzeugprank
Viele Streiche des Moderatoren-Duos zeichnen sich durch Raffinesse aus. Dieser aber ganz besonders. Denn Klaas erfand einen Streich im Streich – und drehte den Spieß damit zu seinen Gunsten um (zum Video).
Ursprünglich hatte ihm Joko weismachen wollen, dass bei Klaas’ Fallschirmsprung die Leine gerissen sei. Doch der durchschaute das Spiel im Vorfeld und setzte zum Gegenschlag an. Indem er nach sich auch den Piloten aus dem Flugzeug springen ließ.
Der Werdegang von Joko und Klaas
„Ich würde so gerne neben ihm sein und sein dummes Gesicht sehen, wenn der Fallschirm nicht funktioniert“, hatte Joko gerade noch gesagt, als sich der Pilot mit den Worten verabschiedete: „Klaas hat mir gesagt, du wolltest schon immer mal Pilot werden. Viel Spaß dabei!“
Jokos Stimmung ging in den Sturzflug. Panisch redete er auf den Mann ein, der als Einziger bei ihm oben geblieben war. Den Kameramann. Was war die Lösung? Einfach rausspringen? Das Flugzeug selber landen? Aber wie?
Als Joko keinen anderen Ausweg mehr sah, als das Steuer selbst zu übernehmen, kam die Rettung. Kameramann Rainer setzte sich wie selbstverständlich ins Cockpit – er hatte einen Pilotenschein.
3. Klaas blamiert Joko bei der ProSieben Newstime
Joko und Klaas können sich bei ProSieben fast alles erlauben. Einen Scherz in eine Nachrichtensendung einzubauen, gehört nicht dazu. Geschehen ist es trotzdem.
Die Aktion war denkbar simpel, aber äußerst effektiv. Um einen Wetteinsatz einzulösen, übernahm Joko den Platz des ProSieben-Nachrichtensprechers – und wurde mitten in der Moderation von Klaas auf dem Handy angerufen.
Als Joko abnahm, erzählte Klaas ihm einfach nur einen stumpfsinnigen Witz. Selbst die „Circus Halligalli“-Redaktion schien von der Aktion schockiert zu sein. Und die Chefs der Newstime verstanden tatsächlich keinen Spaß.
„Ernsthaft? War es das wert?“, wurde Joko angeraunt. „Ihr macht Halligalli, wir machen kein Halligalli. Es gibt schon einen Unterschied, aber wenn ihr das nicht begreift... Das hier ist eine Nachrichtensendung und nicht irgendein Scheiß!“ Kleinlaut verließ Joko das Studio. „Fandet ihr lustig?“, fragte er sein Team. Dann musste er selber lachen: „Ich auch ein bisschen.“
Der seriöse Nachrichtenbeitrag, den Klaas unterbrochen hatte, handelte übrigens vom Tag des Butterbrotes. Aber das nur nebenbei.
2. Klaas glänzt mit Nichtwissen beim „Doppelpass“
Wer seinen Auftritt beim Sport.1-„Doppelpass“ mit einem „Gut Kick in die Runde“ beginnt, ist alles – nur kein Fußballexperte. Als solcher war Klaas aber geladen, dabei kennt sich der Moderator mal so rein gar nicht aus.
Nach einer halben Stunde Phrasendrescherei hatte Gastgeber Thomas Helmer zu viel und schmiss Klaas aus der Sendung: „Wir brauchen einen echten Experten. Du hast dich leider nicht bewährt.“ Klaas legte seinen Wolfsburg-Fanschal ab und wünschte der Runde noch viel Spaß: „Und immer dran denken: Gut Kick! Und Schürrle, Draxler – zicki-zacka!“
Die bessere Wahl als Experte wäre wohl Gladbach-Fan Joko gewesen. Der hatte aber Besseres zu tun: Klaas über einen Knopf in dessen Ohr dümmliche Beiträge in den Mund zu legen. Dass dem so war, lösten die beiden erst gut eine Woche später auf – nachdem sich halb Deutschland über den bizarren Auftritt den Kopf zerbrochen hatte.
1. Gosling-Gate
Der größte Coup gelang Joko und Klaas aber in diesem Jahr. Bei der Verleihung der „Goldenen Kamera“ schleusten sie einen falschen Ryan Gosling ein. Vorbei an allen Sicherheitsleuten, vorbei an allen Verantwortlichen. Und ihr Double bekam sogar noch einen Preis zuerkannt – den die Organisatoren spontan einführten, nur um sich den Auftritt des angeblichen Weltstars zu sichern.
Wochenlang hatte sich die „Circus Halligalli“-Redaktion vorbereitet. Eine falsche PR-Agentur wurde ins Leben gerufen, sogar eine eigene Website dafür erstellt. Dann boten sie den Organisatoren der Preisverleihung einen Auftritt von Ryan Gosling an – und die schnappten zu.
Erst beim tatsächlichen Auftritt flog dann auf, dass kein Hollywood-Star auf der Bühne stand – auch weil Ludwig Lehner, der eigentlich Koch ist, dem Schauspieler nur entfernt ähnlich sah. „Ich bin Ryan Gosling und ich widme diesen Preis Joko und Klaas. Herzlichen Dank“, sagte das Double auf Englisch und fügte auf Deutsch hinzu: „In Hamburg sagt man ‘Tschüs’.“
„Eigentlich waren wir uns sicher, dass das niemals funktionieren würde“, sagte Klaas später. „Nicht bei der glamourösesten Preisverleihung des Landes. Nicht im ZDF. Nicht live. Eigentlich. Wir waren uns sicher, dass es irgendwann jemandem auffallen würde.“
Tat es nicht. Dafür war das Aufsehen im Nachhinein umso größer. Selbst in den USA berichtete man vom „Gosling-Gate“. Joko und Klaas hatten ihr Meisterstück abgelegt. Nun warten neue Aufgaben.