Washington. Intrigen, Lügen, Angst: Die fünfte Staffel von „House of Cards“ startet auf Sky. Die Serie wird wieder Millionen in ihren Bann ziehen.

Natürlich kann man sich den

mit dem Fallbeil der Kritik nähern: Wie bitteschön will eine Fernsehserie über das Politikmonster Washington relevant und quotenökonomisch rentabel bleiben, wenn die Wirklichkeit grotesker ist als die erfundene Geschichte?

Dann ist die ab Dienstag in Staffel fünf dargebotene Erzählung von den nimmermachtsatten Eheleuten Frank und Claire Underwood, den bestgekleideten Macbeths unserer Tage, schnell eingeschachtelt: als immer noch sauber inszeniertes Beziehungskammerspiel, dessen seltene Schockwirkung aus den Anfängen aber längst verflogen ist.

Und da ist ja was dran. Schließlich sind die Zeiten vorbei, als Underwood (wie immer diabolisch minimalistisch gut: Kevin Spacey) eigenhändig einem Hund das Genick brach, eine missliebige Reporterin vor den Zug schubste, einen Kongressabgeordneten an Autoabgasen ersticken ließ oder voller Verachtung auf den Grabstein seines Vaters urinierte. Man könnte aber auch anders, nämlich mit einer gewissen Bewunderung, herangehen an das Werk, das absehbar wieder Millionen nicht zuletzt wegen seiner innerehelichen Dynamik in den Bann ziehen und schaudern lassen wird.

Frank Underwood schürt Paranoia

Eben weil das schmierige Sittengemälde unweigerlich ständig den Vergleich mit der nicht minder grässlichen Wirklichkeit im Zeitalter Donald Trumps herausfordert – und nicht selten besteht. In Folge eins der neuen Staffel will Frank Underwood den Kongress in Washington formal zu einer Kriegserklärung gegen die „Islamische Kalifat-Organisation“ (Ico) zwingen. Nachdem ein in Pakistan radikalisierter junger Amerikaner einem Landsmann mitten in den Vereinigten Staaten den Kopf abgeschnitten hat.

Um ihren Widersacher Will Conway in Schach zu halten, versuchen die Underwoods die Tragödie für ihre Wiederwahlambitionen auszubeuten. Sie schüren Paranoia. Sie reden von Visa-Entzug, geschlossenen Grenzen, Einreiseverboten und davon, dass sich die Amerikaner doch gefälligst gegenseitig beobachten und anschwärzen sollen. Sicher ist sicher.

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Schauspieler-Liste kann sich sehen lassen

Am Ende dient sich Frank Underwood, der wie gehabt lügt, denunziert, erpresst, demütigt und quält (nur alles noch eine Umdrehung finsterer und kaltblütiger), der Nation als alles beschützender Landesvater an. „Es gibt nichts, wovor ihr euch fürchten müsst.“

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Schnitt: Und jetzt trete bitte jemand auf und sage aus voller Überzeugung: So etwas wird und kann unter „The Donald“ nie passieren? Ist es das nicht schon? Schauspielerisch arbeitet der fünfte Streich verlässlich wie ein Schweizer Uhrwerk.

Weil mit Robin Wright (Gattin Claire Underwood), Michael Kelly (Stabs-Chef Doug Stamper), Paul Sparks (Claires Lover Tom Yates), Jayne Atkinson (Außenminister Catherin Durant) oder Boris McGiver (Journalist Tom Hammerschmidt) herausragend bewährte Kräfte wieder dabei sind, fühlt man sich sofort heimisch. Neue Akzente kommen von Patricia Clarkson, die als Jane Davis eine undurchschaubare Insiderin spielt. Allein wegen ihr hätte „House of Cards“, bisher sechs Emmys und zwei Golden Globes, weitere Preise verdient.

Gestoppter Muslim-Bann

PS: Von der Annahme, dass der Twitter-Account „@RealDonaldTrump“ mit seinen Schuftigkeiten den TV-Präsidenten Underwood längst übertroffen hat, muss man sich vorläufig verabschieden. Dem gewieften Strippenzieher im Film wären Anfängerfehler wie eine verkorkste Gesundheitsreform oder ein juristisch gestoppter Muslim-Bann nie unterlaufen.

Fazit: Auch die fünfte Staffel von „House of Cards“ rund um Kevin Spacey setzt auf Schauspielergrößen und verlässlich gesponnene Intrigen. Am Dienstag starten die neuen Folgen der Netflix-Serie, in Deutschland allerdings vorerst nur bei Sky im Serienkanal Atlantic HD und auf Abruf.