Sprötzer Heimatmuseum zeigt erstmals umfangreiche Dokumentensammlung rund um den örtlichen Maschinenbauer

Sprötze. Unter den zahlreichen Treckerfans der Region haben die Fahrzeuge des Herstellers Ritscher Kultstatus – kein Wunder, ist doch die Firma Ritscher „einer von hier“. Gegründet in Moorburg, im Krieg verlegt nach Sprötze. Dort wurde gestern im Heimatmuseum eine Ausstellung rund um die Ritscher-Werke eröffnet, die einmal nicht die Fahrzeuge selbst ausstellt, sondern eine Vielzahl an Dokumenten, Fotos, Zubehör und Liebhaberstücken.

„Es ist die erste so umfangreiche Ausstellung. Da wir sonst draußen ausstellen, hatten wir bisher nicht die Möglichkeit, all unsere Dokumente zu zeigen“, sagt Axel Engelmann von den „Freunden der Ritscher-Trecker“. Nach dem Umzug des Heimatmuseums „Vierdörfer Dönz“ im vergangenen Jahr hätten die Ritscher-Freunde nun die Möglichkeit, ihre Sammlung im Trockenen zu zeigen, erläuterte der Vorsitzende Dr. Klaus Schuur bei der Eröffnung.

Zur Sammlung gehören Fotos, Prospekte, aber auch zwei „Ritscher in Öl“ – Gemälde, die unter anderem ein Ritscher-Mitarbeiter gemalt hat. Im Zentrum des Raumes steht eine Obstpflückleiter auf Eisenrädern. Sie entstand nach dem Krieg, als in Deutschland und somit auch bei Ritscher noch keine rüstungstauglichen Maschinen hergestellt werden durften. Sie wurde im Prospekt als handlich und leicht angepriesen, „auch Kinder und Frauen könnten sie bewegen“.

In den 30er-Jahren, insbesondere den Kriegsjahren war Ritscher auf Kettenantriebe spezialisiert. „Vieles, was in Moorburg entwickelt wurde, begründete sich in der Moor- und Marschlandschaft“, sagt Axel Engelmann. So entstand allerlei Zubehör und Spezialgerät wie der Grabenreiniger oder ein Anbau-Kettenantrieb. Auch eine Gleitschutzkette wurde bei Ritscher entwickelt. Die schneekettenähnliche Konstruktion sollte verhindern, dass der Trecker im feuchten Untergrund steckenbleibt, weil die Räder durchdrehen. Weil man damit aber nicht auf der Straße fahren durfte und die Montage umständlich war, konnte sich das Produkt auf Dauer nicht am Markt durchsetzen.

Das galt auch für den Dreirad-Trecker. Karl Ritscher hatte sich diese Idee während seines Studiums in den USA abgeschaut. Er wollte damit in Deutschland ein kostengünstiges Produkt für kleinere Höfe anbieten. Doch wegen des Rades in der Mitte waren mit diesem Treckertyp die typischen zweispurigen Landwirtschaftswege schwer zu befahren. Grundsätzlich war Ritscher darauf spezialisiert, kundenspezifische Lösungen zu finden. „Die Trecker waren daher auch immer etwas teurer als die anderer Hersteller“, erläutert Axel Engelmann. Insgesamt wurden etwa 8000 Fahrzeuge gebaut, viele davon für den Export. „Kenner kaufen Ritscher“, hieß es, wie alte Firmenkalender zeigen.

Bereits in den 60er-Jahren endete die Unternehmensgeschichte mit dem Verkauf der Firma. Der heutige Inhaber gibt den Standort auf, das Gelände wird zum Wohngebiet. Für die „Freunde der Ritscher“ ein Problem, denn bisher durften sie dort alle zwei Jahre ihre Treckerschau ausrichten. „Wir hoffen, dass sie im nächsten Jahr noch einmal stattfinden kann“, so Axel Engelmann.

Heimatmuseum „Vierdörfer Dönz“, Sprötze, Niedersachsenstraße 20, geöffnet sonntags, 14 bis 17 Uhr