Ein Blick in die Zeitungs-Anatomie von Martina Tabel

Offene Beine sind eine schlimme Sache. Journalisten müssen sich jeden Tag damit rumschlagen. Denn das bedeutet, dass für die rechten Spalten nicht genügend Meldungen da sind. Üblich sind zwei Beine. Wir haben bis zu vier. Normal ist das nicht. Auch nicht, dass sich zum offenen Bein noch ein eigener Fuß gesellt. Ein großer oder kleiner. Je nachdem, wie der Artikel unten auf der Seite aussieht. Dass der auch gern Fußkasten genannt wird, stellt die Anatomie in ein völlig neues Licht.

Der Alltag in der schreibenden Zunft scheint als Ausgleich für die Kopfarbeit körperbetont zu sein. Wobei: Den Kopf brauchen wir natürlich auch fürs Layout. Zum Beispiel den Kopf von einem Politiker. Das klingt respektlos bis brutal. Ist aber alles nur eine Frage der Bebilderung.

Bei einem Drüberleger ließe sich an einen Bettüberwurf denken. In unserem Fall ist es ein Artikel, der oben steht. Über dem Aufmacher. Bei dem handelt es sich keineswegs um die Lasche einer Dose mit Kartoffel- oder meinetwegen auch Buchstabensuppe, sondern um den größten Text auf der Seite, das wichtigste Thema.

Ist alles fertig, wird serviert: Dazu binden wir eine Händlerschürze um die Zeitung, damit der Leser am Kiosk mit einem Wort gleich erkennt, was wir auftischen. Pardon: aufmachen.