Jörg Geffke ist neuer Kommandeur der Harburger Schützengilde. Veränderte Satzung für die Deputation

Harburg. Die Harburger Schützengilde von 1528 hat einen neuen Kommandeur. Jörg Geffke übernimmt das Ehrenamt des kürzlich unerwartet verstorbenen Norbert Buchholz. Geffke ist während einer außerordentlichen Hauptversammlung einstimmig von den 40 anwesenden stimmberechtigten Gildemitgliedern gewählt worden. Weitere Kandidaten gab es nicht.

Der selbstständige Malermeister ist damit nach längerer Pause in die Deputation zurückgekehrt. Von 2004 bis 2009 hatte er schon einmal als Vorstandsmitglied Harburgs ältester Institution gewirkt und in seiner damaligen Funktion bereits als „Erster Kapitän“ einen Schützenzug geführt.

Jörg Geffke ist als einsatzfreudig bekannt. Der 50-Jährige gehört seit drei Jahrzehnten zur Traditionsvereinigung. Von 1994 bis 1999 war er Zweiter Vorsitzender der Fahnenjunker. Seit Jahren engagiert er sich als „Vogelmaler“. Seine Firma koloriert den hölzernen Greif, auf den beim Vogelschießen gezielt wird. Der Vater zweier Söhne hat selbst den letzten Span des Königsvogels 2001 herunter geschossen und die Gilde somit ein Jahr lang als Majestät repräsentiert. Künftig wird er dem Gildekönig in seiner Funktion als Kommandeur bei feierlichen Anlässen voran schreiten.

„Ich freue mich, dass wir so schnell eine gute Lösung gefunden haben. Er hat genau das richtige Alter und er kennt den Laden“, sagt der Erste Patron Enno Stöver. Doch mit Geffkes Wiedereintritt in die Deputation sind die Reihen der Gilde-Lenker, die äußerlich an einem langen Schützenrock zu erkennen sind, nicht geschlossen. Laut ursprünglicher Satzung sollte die Deputation aus neun Mitgliedern bestehen.

Tatsächlich sind so viele Vorstandsposten schon seit Jahren nicht mehr zu besetzen. Ab März vergangenen Jahres gab es nur noch sechs Deputierte. Durch beruflich bedingtes Ausscheiden von Michael Diekhoff verbleiben nunmehr nur fünf: Die Patrone Enno Stöver und Ingo Mönke, die Schaffer Conrad Bader und Hans-Joachim Blohm sowie Kommandeur Jörg Geffke.

Es mangelt an Freiwilligen, die bereit sind, auf lange Sicht – üblich sind zehn Jahre Mitgliedschaft in der Deputation – Verantwortung in der Führungsebene zu übernehmen und ein erhebliches Arbeitspensum zu absolvieren. Neben einer Vielzahl gesellschaftlicher Termine wirkt vor allem eine ungeschriebene Regel abschreckend: Sollte sich beim Vogelschießen niemand freiwillig in den Schießstand begeben, müssen Deputierte auch gegen ihren eigenen Wunsch zum Wettstreit um das höchste Würdenamt antreten.

Die Harburger Schützengilde hat als Konsequenz mangelnder Bereitschaft zu langfristiger Vorstandsarbeit eine Satzungsänderung beschlossen, die es ermöglicht, bei nicht vollständiger Besetzung der Deputation Kameraden für ein Jahr als „Beisitzer“ einzubinden. Damit nutzt die knapp 500 Jahre alte Gemeinschaft erstmals eine von Sportvereinen und Parteien bekannte Konstruktion, „um auf modernem Wege Leute für Vorstandsarbeit zu gewinnen“, wie Enno Stöver sagt.

Mit Erfolg: Sven Ritter, Rainer Harms und Marcus Köhler waren spontan bereit, sich unter diesen Umständen zu engagieren. „Vielleicht stellen sie ja fest, dass es gar nicht so schlimm ist, Depuarbeit zu leisten“, hofft Enno Stöver. Denn das Ziel des Ersten Patrons ist klar: Es soll künftig wieder neun Deputierte geben, weithin erkennbar an den Ehrensymbolen: Langer Schützenrock, silbergrauer Hut und Säbel. „Die Tradition soll keinesfalls verwässert werden“, sagt Enno Stöver.