Jeden Freitagabend um 22.30 Uhr zündet der Pyrotechniker Sven Schneider, Geschäftsführer der Schneider Pyrotechnik GmbH aus Goslar, das DOM-Feuerwerk und verwandelt den Himmel über dem Heiligengeistfeld in eine gleißende Kulisse.

Das über zehnminütige Spektakel genießt Kultstatus: Für viele Besucher ist es sogar das Highlight des Volksfestes. Anlass genug, den Choreografen des himmlischen Budenzaubers aus seiner Kulisse zu holen und zu würdigen. Das Hamburger Abendblatt sprach mit dem Feuerwerksunternehmer aus Goslar über die Faszination seines Berufs, die technischen und logistischen Abläufe eines Großfeuerwerks – und darüber, was die Besucher in Zukunft an neuen Inszenierungen erwartet

Hamburger Abendblatt: Herr Schneider, als Pyrotechniker sind Sie einer der wenigen Spezialisten in Deutschland für Großfeuerwerke. Wie kamen Sie zu diesem Beruf?

Sven Schneider: Ich kam über unser Familienunternehmen zu meiner Berufung. Mein Vater hat die Pyrotechnik GmbH mit Sitz in Goslar gegründet. Von ihm hatte ich schon als Kind die Leidenschaft für unseren Beruf mitgekommen – im Gegensatz zu meiner Schwester, für die war das nichts (lacht). Im Jahr 1992 habe ich die Geschäftsführung übernommen.

HA: Pyrotechniker ist ja kein klassischer Ausbildungsberuf...

Sven Schneider: Nein, hier geht es um praktische Erfahrung, die sich über Jahre aufbaut. Trotzdem muss man Nachweise über seine Befähigung erbringen, etwa beim Amt für Arbeitsschutz oder der Berufsgenossenschaft Chemie. Sonst gibt es keine Erlaubnis, in diesem Metier professionell tätig sein zu dürfen.

HA: Wie sehen die Vorbereitungen für das Feuerwerk aus?

Sven Schneider: Wir beginnen mit der Arbeit bereits am Nachmittag. Auf der Wiese neben der Rollschuhbahn müssen wir alle Abschussgeräte fest verankern, die Effekte über das Abschusspult miteinander koppeln. Nur so können wir sicherstellen, dass später am Himmel keine Feuerwerkspausen entstehen, die den ganzen Zauber zunichte machen.

HA: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Hamburger DOM?

Sven Schneider: Der Kontakt kam vor rund zehn Jahren über den Oldenburger und den Bremer Schaustellerverband zustande, die mich ihren Hamburger Kollegen empfohlen haben. Darüber habe ich mich natürlich sehr gefreut. Das Feuerwerk wird übrigens nicht vom DOM-Referat sondern den Schaustellern direkt organisiert.

HA: Wie genau lautet die Aufgabenstellung Ihrer Kunden während einer DOM-Saison?

Sven Schneider: Die Schausteller erwarten von uns ein zehnminütiges Höhenfeuerwerk mit einer Steighöhe von max. 150 Metern, das natürlich durch viele pyrotechnische Effekte das Publikum überraschen und begeistern soll.

Sven Schneider beim Aufbau des DOM-Feuerwerks.
Sven Schneider beim Aufbau des DOM-Feuerwerks. © Hamburger DOM

HA: Warum darf das Feuerwerk nur 150 Meter hoch sein?

Sven Schneider: Das liegt an der gesetzlichen Vorgabe. In den Wallanlagen, wo das Feuerwerk stattfindet, beträgt der Schutzabstand nach allen Seiten insgesamt 120 Meter. Da wir auf die Wallanlagen beschränkt sind, kann der nicht größer ausgelegt werden.

HA: Wie stellen Sie sicher, dass die Feuerwerkskörper nicht über 150 Meter hinausgehen?

Sven Schneider: Wir setzen ausschließlich qualitätsgeprüfte Kugel- und Zylinderbomben vom Kaliber 24 – 125 mm ein, die für diese Höhe ausgelegt sind und sie in jedem Fall einhalten. Außerdem schicken wir keine Raketen in den Himmel, deren Einsatz ohnehin aus sicherheitstechnischen Gründen untersagt ist.

HA: Welche gesetzlichen Rahmenbedingungen für das Feuerwerk müssen Sie noch beachten?

Sven Schneider: Bei einem solchen Feuerwerk der Kategorie F4 (Großfeuerwerk, das nur von Pyrotechnikern durchgeführt werden kann, Anm. d. Red.) unterliegt unsere gesamte Tätigkeit dem Sprengstoffgesetz. Das bedeutet: Wir müssen es mehrere Wochen vorab beim Amt für Arbeitsschutz sowie bei der deutschen Flugsicherung anzeigen bzw. anmelden.

HA: Aber die Flugzeuge fliegen doch viel höher...

Sven Schneider: Nicht alle. Rettungshubschrauber oder kleinere Passagierflugzeuge, die auf Sichthöhe fliegen, könnten theoretisch zur Zeit des Feuerwerks die Wallanlagen überfliegen. Das ist zwar in Hamburg noch nicht vorgekommen, in anderen Gegenden schon.

HA: Wie erfahren Sie, ob Sie das Feuerwerk starten dürfen oder nicht?

Sven Schneider: Ich rufe beim Tower der Flugsicherung an und frage, wie die Lage ist. Meist sagen die gleich: Viel Spaß! (lacht).

HA: Sie sind ja jedes Jahr 14 Mal für den Hamburger DOM im Einsatz. Wie entwickeln Sie so eine Feuerwerks-Choreografie für die jeweilige Saison?

Sven Schneider: Wir legen mehrere pyrotechnische Gruppen mit verschiedenen Bausteinen bzw. Effekten fest, die miteinander verkettet und nacheinander gezündet werden. So ein DOM-Feuerwerk besteht aus bis zu 1.000 Effekten. Ab und zu ändern wir die Zusammensetzung. So dominiert zur Abwechslung in einer Gruppe an einem Abend eine bestimmte Farbe, etwa Rot, um die Intensität des Eindrucks zu verstärken. Besonders freuen wir uns, wenn uns die Feuerwerksindustrie ihre Neuheiten schickt, die wir dann oft spontan integrieren, wenn es passt.

HA: Welche davon sind in diesem Sommerdom im Einsatz?

Sven Schneider: Besonders effektvoll ist dieses Jahr unsere Multiblooming-Bombe. Diese Kugelbombe, steigt auf in den Himmel, ein Bouquet öffnet sich und gibt fünf kleinere Bouquets frei. Auch die Goldfront oder der Blitzregen sorgen für Stauneffekte...

Den tosenden Beifall der Zuschauer nach dem Feuerwerk können wir auch auf unserem Abbrennplatz hören - das Publikum auf dem Hamburger DOM ist ein tolles Feuerwerkspublikum!

Das gesamte Show-Programm sowie weitere Infos zu weiteren Attraktionen auf dem Sommerdom finden Sie hier.

Weitere Informationen zum Hamburger DOM finden Sie unter: www.hamburg.de/dom

(hm)