Berlin. Der schlechte Ruf der Deutschen Bahn reicht bis ins Ausland: Ein Fan-Verband rät nun zum frühen Zug, um pünktlich beim Anpfiff zu sein.

Verspätete oder ausgefallene Züge, nicht-funktionierendes WLAN, geschlossenes Bordbistro oder die Sitzplatzreservierung, die nicht angezeigt wird. Jeder, der schon einmal mit der Bahn gereist ist, kann leidige Geschichten über die Zugfahrt erzählen. Dass die Deutsche Bahn kein hundertprozentig zuverlässiger Reise-Dienstleister ist, hat sich mittlerweile auch bis nach Schottland rumgesprochen. Dort schlägt jetzt, kurz vorm Start der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland, ein Fan-Verband Alarm.

„Vorsicht Schottland-Fans! Stellt sicher, dass ihr den früheren Zug nehmt“, warnt Paul Goodwin, Mitbegründer des schottischen Fan-Verbandes „Scottish Football Supporters Association“. Sein Tipp: „Verlasst die Kneipe ein bisschen schneller, gebt euch selbst ein wenig mehr Zeit.“ Der Fan-Vertreter geht von 40.000 schottischen Unterstützern aus, die während der EM nach Deutschland reisen werden.

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Tatsächlich müssen die schottischen Fans in der Vorrunde quer durchs Land reisen. Das EM-Eröffnungsspiel findet am 14. Juni gegen Gastgeber Deutschland in München statt. Die zweite Partie dann in Köln, bevor es wieder in den Süden nach Stuttgart für das dritte Gruppenspiel geht. Die meisten schottischen Fans werden wohl mit der Bahn reisen. Und Goodwin kennt seine Landsleute, er weiß: „Das Letzte, was ihr wollt, ist, erst zur Halbzeit anzukommen.“

CDU-Politiker Ploß: „Das ist echt peinlich für unser Land“

Gar nicht lustig findet diese Warnung der CDU-Verkehrspolitiker Christoph Ploß. „Das ist echt peinlich für unser Land“, sagte er dieser Redaktion. Schuldig allein sei nicht die Bahn, sondern auch die Ampel-Koalition. Ploß fordert: „Wir brauchen dringend einen Paradigmenwechsel in der deutschen Politik. Ich erwarte, dass die Ampel-Koalition nicht Milliarden Euro für das Bürgergeld oder Radwege in Peru ausgibt, sondern dass die Bundesregierung diese Steuergelder endlich in das deutsche Schienennetz steckt. Dann fahren auch die Bahnen wieder pünktlicher.“

Damit die Freude nicht durch verspätete Züge getrübt wird, sollten Fans einen Puffer bei der Anreise einrechnen.
Damit die Freude nicht durch verspätete Züge getrübt wird, sollten Fans einen Puffer bei der Anreise einrechnen. © picture alliance/dpa | Robert Michael

Die Bahn selbst kündigte bereits an, 10.000 zusätzliche Sitzplätze in IC- und ICE-Zügen an den Spieltagen bereitstellen zu wollen. Und lockt Fußball-Fans offensiv in die Züge: Inhaber von Tickets für die Spiele bekommen zudem Rabatte für ihre Fahrkarte. Das große Sanierungsprogramm mit stellenweisen Vollsperrungen von Strecken soll sowieso erst nach dem großen Turnier beginnen. Das Unternehmen will eigenen Angaben nach alles daran setzen, die Fans „pünktlich und zuverlässig zu ihren Spielen zu bringen“.

Bahn plant mit mehr Sitzplätzen – und warnt trotzdem vor Verspätungen

Doch dass die Bahnreisen im Sommer für Fußball-Fans wohl nicht ganz reibungslos ablaufen werden, kündigt die Bahn jetzt schon an. „Geht eher los, trinkt weniger Bier, geht respektvoll miteinander und unseren Mitarbeitenden um und genießt den Fußball“, sagt der Geschäftsführer der DB Sicherheit, Ralph-Peter Hänisch, der Nachrichtenagentur AFP. An einigen Stellen müssten Fans bei der Anreise zu Spielen oder Fan-Festen aber auch Geduld mitbringen.

Hänisch schließt sich dem schottischen Aufruf an: „Wir raten daher dazu, etwas früher loszugehen, um auch wirklich pünktlich ans Ziel zu kommen und dabei immer auch Rücksicht auf andere Reisende zu nehmen.“ Die Deutsche Bahn gehört zu den offiziellen nationalen Partnern der EM. Hänisch ist sich sicher: „Wir werden das gemeinsam meistern.“