Hamburg. Die Rollstuhlbasketballerin spielt in dieser Saison nicht mehr für die BG Baskets. Ein Grund sind die Paralympischen Spiele 2024.

Plötzlich war sie nicht mehr da, heimlich, still und leise. Keine Mitteilung vom HSV, kein Abschied, nichts. Sie stand einfach nicht mehr im Kader für die Spiele in der zweiten Rollstuhlbaskeball-Bundesliga bei den BG Baskets im HSV. Mareike Miller, eine der erfolgreichsten Hamburger Sportlerinnen der letzten Jahre, ist einfach verschwunden.

Ihr Vertrag mit den BG Baskets war mit Ende der vergangenen Spielzeit ausgelaufen. „Am Anfang der Saison im September konnte ich wegen einer Nasennebenhöhlenentzündung ohnehin nicht spielen“, begründet sie im Gespräch mit dem Abendblatt ihre Abwesenheit, „ich habe auch mit dem HSV geredet, wie es weitergehen kann, aber es passte einfach nicht.“

Mareike Miller war 2021 Fahnenträgerin des deutschen Paralympic-Teams

2014 bis 2015 und wieder seit 2017 war die Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft für die BG Baskets aktiv, wurde 2013 noch als HSV mit dem Team deutscher Damenmeister, WM-Dritte bei der Heim-WM 2018 in Wilhelmsburg, Paralympics-Siegerin 2012 und Silbermedaillengewinnerin 2016. Fahnenträgerin bei den Paralympics 2021, ein Höhepunkt der Laufbahn.

Natürlich ist das große Ziel der 33-Jährigen die erneute Teilnahme an den Paralympischen Spielen 2024 in Paris – „nur darum geht es in dieser Saison“, erklärt Mareike Miller. Dafür muss im Frühjahr allerdings ein Qualifikationsturnier erfolgreich gespielt werden.

Auch Anne Patzwald hat Hamburg verlassen

Dass die BG Baskets nur noch zweitklassig sind, ist für eine optimale sportliche Vorbereitung auf die Aufgaben mit dem Nationalteam jedoch nicht förderlich. Deshalb wechselte auch Millers langjährige Mitspielerin Anne Patzwald ebenso fast unbemerkt von den BG Baskets im Herbst zum italienischen Topclub Briantea 84 in Cantu in der Lombardei.

Von den drei Nationalspielerinnen des HSV ist damit nur noch Mannschaftskapitänin Maya Lindholm bei den BG Baskets aktiv. „Eine offizielle Verabschiedung wollte ich nicht, es muss ja auch kein dauerhafter Abschied sein“, sagt Miller, „was nächste Saison ist, ist auch noch völlig offen.“

Kein Groll: Mareike Miller ist immer noch Mitglied im HSV

Nach den Paralympics wird sie sich wahrscheinlich grundsätzliche Gedanken um die weitere sportliche Laufbahn machen. Sind die BG Baskets dann wieder zurück in der Bundesliga? Wie lange will sie noch Leistungssport betreiben? Klar ist nur: „Ich wohne, lebe und arbeite weiter in Hamburg, das ist meine Heimat“, sagt sie, „es gibt keinen Groll, ich bin noch Mitglied im HSV und trainiere mit der zweiten Mannschaft, wenn ich in der Stadt bin.“

Punktspiele aber bestreitet Mareike Miller in dieser Saison für die Dolphins Trier in der Bundesliga. Dort ist Frauen-Bundestrainer Dirk Passiwan als Spielertrainer tätig, dort spielen auch ihre Nationalmannschafts-Kolleginnen Nathalie Passiwan, Lisa Bergenthal und Svenja Erni. „Wenn ich da runterfahre, hat das den Charakter eines kleinen Trainingslagers“, erzählt Mareike Miller.

Zusätzlich ist die treffsichere Aufbauspielerin noch in der zweiten Bundesliga außer Konkurrenz für das TeamGermany aktiv. Das sind Spielerinnen der Damen-Nationalmannschaft, die dort Spielpraxis sammeln, was vielen in ihren Clubs, wo Männer und Frauen gemeinsam spielen, nicht immer möglich ist.

Mehr zum Thema

Mareike Miller engagiert sich weiterhin als Gesamtaktivensprecherin im Deutschen Behinderten Sportverband (DBS), setzt sich bei Athleten Deutschland für die Interessen der Leistungssportler ein. Sie war Diskutantin beim Dialogforum Hamburg des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), wo in der Handelskammer das Für und Wider einer deutschen Olympiabewerbung besprochen wurde. Mareike Miller ist tatsächlich sehr präsent und engagiert für ihren Sport. Nur derzeit nicht mehr im Trikot des HSV.