Sparrieshoop. Seltene Gäste sorgen derzeit für unruhige Nächte im Wildtierschutzzentrum des Kreises Pinneberg. So wurden Harvey und Hazel gerettet.

Sonst sind es junge Feldhasen, die als erste Jungtiere zu Beginn der Wurfsaison im Wildtier- und Artenschutzzentrum in Sparrieshoop landen. Sie werden oft von Katzen leider immer wieder den Besitzern mit nach Hause gebracht. Doch jetzt zogen zwei besondere Tierwaisen bei Familie Erdmann und ihrem Team im Kreis Pinneberg ein.

Harvey und Hazel sind zwei Fischottergeschwister aus Nordfriesland - und inzwischen getauft. Ihre Namen beginnen zu Ehren von Henry Krüger, dem langjährigen Leiter des Otter-Schutzzentrums Hankensbüttel (Niedersachsen), mit dem Buchstaben H. „Sie lagen stundenlang laut rufend auf einem offenen Hundegassiweg bei Niebüll“, erzählt Stationsleiter Christian Erdmann. Er verspricht: „Wir prüfen sehr genau, ob die Jungtiere verwaist sind oder die Fischottermutter nur durch einen Hund kurzfristig vertrieben wurde.“

Otter im Kreis Pinneberg: Gefüttert wird mit einer Spezialmilch für Hundewelpen

„Durchschlafen war gestern“, berichtet Erdmann und lächelt. Zweimal in der Nacht werden die Waisen mit spezieller Aufzuchtmilch versorgt. Das männliche Tier hat auch schon einen Fisch probiert. „Sie sind über den Berg“, sagt der Wildtierschützer. In den ersten Tagen seien die Jungtiere bei der ungewohnten Aufnahme von Welpenmilch, die eigentlich für Hunde vorgesehen ist, noch etwas zurückhaltend gewesen. Nun nehmen die beiden Fischotter aber ständig zu.

Christian Erdmann von der Wildtierstation in Klein Offenseth-Sparrieshoop kümmert sich gern um die jungen Otter.
Christian Erdmann von der Wildtierstation in Klein Offenseth-Sparrieshoop kümmert sich gern um die jungen Otter. © Christian Erdmann | Christian Erdmann

Ein Jahr lang müssen junge Otter in der Aufzucht bleiben. Erst dann sind sie fit genug für die Natur. Noch übernachten die beiden Geschwister im Seminarraum. Tagsüber tanken sie schon draußen Sonne, um gut zu verdauen. Schwimmen lernen sie in etwa zwei Wochen.

Wildtierzentrum hat weitere Gäste: Ältere Otter werden im August ausgewildert

Zurzeit bewohnen noch zwei etwas ältere Otter aus dem Jahr 2023 das große Fischottergehege, das im Herbst 2022 gemeinsam mit dem Team des Elbmarschenhauses aus Haseldorf errichtet worden war. Die älteren Otter werden im August ausgewildert, so wie zuvor schon Henrie, Henriette und Heather, die im Oktober am Schaalsee in die Freiheit entlassen werden konnten.

Harvey und Hazel sind Ende Februar im Wildtier- und Artenschutzzentrum Sparrieshoop eingezogen. Die Fischottergeschwister aus Nordfriesland lagen stundenlang laut rufend auf einem offenen Hundegassiweg bei Niebüll.
Harvey und Hazel sind Ende Februar im Wildtier- und Artenschutzzentrum Sparrieshoop eingezogen. Die Fischottergeschwister aus Nordfriesland lagen stundenlang laut rufend auf einem offenen Hundegassiweg bei Niebüll. © Wildtier- und Artenschutzzentrum | Wildtier- und Artenschutzzentrum

„Durch langjährige Schutzmaßnahmen und Naturschutzarbeit erobern die Fischotter ihren ehemaligen Lebensraum zurück“, erläutert Stationsleiter Christian Erdmann. Aus seiner Sicht sei es kein Wunder, dass mehr junge Otter versorgt werden müssen. „Wenn die Bevölkerung Wölfe, Otter und Co. wieder hier haben möchte, dann müssen auch alle dafür bezahlen und nicht nur die Schäfer und Teichwirte“, sagt der Otterschützer.

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Ein Abschuss wie in Bayern, der gerade noch durch eine Klage von der Aktion Fischotterschutz in Niedersachsen verhindert wurde, sei keine Option.

Wildtierzentrum plant für die Zukunft: Bau eines zweiten Ottergeheges

Zwei Fischotterwaisen leben zurzeit im Wildtierschutzzentrum des Kreises Pinneberg. Das ist das eigens gebaute Gehege für die Tiere.
Zwei Fischotterwaisen leben zurzeit im Wildtierschutzzentrum des Kreises Pinneberg. Das ist das eigens gebaute Gehege für die Tiere. © HA | Wildtier und Artenschutzzentrum

Um mehr Otter aufnehmen zu können, plant das Team im Artenschutzzentrum, ein zweites Gehege zu bauen. Denn die jetzt noch sehr kleinen Otter, die kaum laufen und nicht schwimmen können, würden möglicherweise von den Alten weggebissen. Finanziert wird die Arbeit im Wildtierzentrum nur durch Spenden wie von der Stiftung Vier Pfoten und einen Förderverein.