Hamburg. Hamburgs erstes Zero-Waste-Café „In guter Gesellschaft“ an Sternstraße geschlossen. Nachfolger Janis Karkossa ist kein Unbekannter.

  • Zero-Waste-Café „In guter Gesellschaft“ ist nach sechseinhalb Jahren Geschichte
  • Janis Karkossa übernimmt den Laden in der Hamburger Sternschanze
  • Jetzt eröffnet er sein zweites veganes Café in Hamburg unter dem Namen Good One

Das Licht ist aus, die Tür abgeschlossen, die Schlüssel übergeben: „In guter Gesellschaft“ in der Sternschanze ist zu, endgültig. Das kleine Zero-Waste-Café war bei der Gründung 2017 das erste seiner Art in Hamburg, im April endete die Geschichte des Ladens nach sechseinhalb Jahren. Doch jetzt geht es in den Räumlichkeiten weiter: An diesem Freitag eröffnet Nachfolger Janis Karkossa hier sein zweites Café Good One.

Karkossa betreibt unter dem Namen bereits ein veganes Café an der Eimsbütteler Chaussee. An der Sternstraße eröffnet er nun seinen zweiten Standort. Die Umbauarbeiten sind abgeschlossen, am Pfingstwochenende werden die ersten Stullen, Pancakes und Kaffeespezialitäten serviert.

Veganes Café in Hamburg: Good One eröffnet in der Sternschanze

Der Hamburger arbeitet, seit er 15 Jahre alt war, in der Gastronomie. „Schon nach meiner ersten Schicht war mir klar: Ich mache irgendwann ein Café auf.“ Während seiner Ausbildung zum Mediengestalter lernte er viel über Werbung und Marketing. Auf Reisen sammelte er Ideen für Konzept, Einrichtung und Produkte. Gute Voraussetzungen, um seinen Traum wahr werden zu lassen.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von TikTok, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Der Start war für den 28-Jährigen allerdings alles andere als einfach. „Die Corona-Pandemie hat die geplante Eröffnung meines ersten Ladens erst mal verzögert.“ Doch davon ließ sich Karkossa nicht aufhalten. In seiner Wohnung baute er sich einen kleinen Stand und verkaufte mit diesem kurzerhand Kaffee und Zimtschnecken auf dem Isemarkt sowie auf dem Wochenmarkt an der Grundstraße.

Hamburg-Sternschanze: Gastronomen „will mit Geschmack überzeugen“

Seit Oktober 2021 gibt es den Kaffee sowie viele Frühstücksangebote und Mittagstischgerichte in seinem Café an der Eimsbütteler Chaussee 71. Dass hier alles vegan ist, ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen – mit Absicht. „Manche Menschen lassen sich vom Begriff abschrecken. Ich möchte die Leute mit Geschmack überzeugen“, sagt Karkossa. Er verfolge ein Konzept für junge, weltoffene Menschen: Die Speisekarte gibt es auf Englisch und nur digital als QR-Code, Barzahlung ist nicht möglich.

All das ist Teil von Karkossas Marke Good One. Diese wird nun in den Räumlichkeiten an der Sternstraße um ein zweites Café erweitert. Und Karkossa hat Ambitionen. „Ich könnte mir vorstellen, auch noch einen dritten und vierten Laden aufzumachen“, sagt der junge Gastronom. Zuerst wolle er sich aber auf den neuen Standort konzentrieren. Dort bewirtet er seine Gäste ab sofort mit üppig belegten Sauerteig-Stullen, Pancakes und Frühstücksbowls.

Café in der Sternschanze: Was die Gründerinnen jetzt vorhaben

Der Betreiberwechsel im ehemaligen „In guter Gesellschaft“ hat sich lange angebahnt. Seit Monaten seien sie mit Janis Karkossa in Kontakt gewesen, sagt Alana Zubritz, die das Zero-Waste-Café mit Ina Choi-Nathan gegründet hatte. „Mit ihm hat es einfach gepasst. Sowohl zwischenmenschlich als auch von seinen Werten, von seinem Konzept und seinen Idealen her.“ Sie sei froh, dass sie ihr Café in gute Hände abgegeben hätte, so Zubritz.

Und wie geht es für die Gründerinnen von „In guter Gesellschaft“ weiter? Ihre Mission für eine müllfreie, nachhaltige und umweltbewusste Lebensweise wollen die beiden Frauen fortführen. „Wir geben nicht auf! Aus ‚In guter Gesellschaft‘ wir jetzt ein gemeinnütziger Verein, der sich für Nachhaltigkeit im Alltag einsetzt“, sagt Alana Zubritz. Der Verein befinde sich noch in Gründung.

Zero-Waste-Café schließt – Nachfolger ist eine vegane Gastronomie

„Wir wollen weiterhin Veranstaltungen wie Kleidertauschpartys, Reparatur-Cafés und Workshops machen.“ Die Leidenschaft für ihre Ideale und eine umweltfreundliche, nachhaltige Lebensweise sei ungebrochen. Und das immerhin sechseinhalb Jahre, nachdem sie das erste Zero-Waste-Café der Stadt, nach Aussage von Alana Zubritz sogar ganz Deutschlands, eröffnet hatten.

Alana Zubritz und Ina Choi-Nathan haben sechseinhalb Jahre lang das Café „In guter Gesellschaft“ in der Sternschanze betrieben.
Alana Zubritz und Ina Choi-Nathan haben sechseinhalb Jahre lang das Café „In guter Gesellschaft“ in der Sternschanze betrieben. © Roland Magunia/Hamburger Abendblatt | Roland Magunia/Hamburger Abendblatt

Die Gründe für das Aus sind dieselben, wie bei vielen anderen Gastronomen. „Der finanzielle Druck ist zu groß geworden“, sagt Zubritz. In den vergangenen Jahren seien durch die vielen Krisen – Corona-Pandemie, Energiekrise, Inflation – Belastungen zusammengekommen. „Unser finanzieller Puffer ist immer weiter geschrumpft. Deshalb haben wir jetzt einen Schlussstrich gezogen. Und das bereuen wir auch nicht.“

Hamburg-Sternschanze: Zero-Waste-Café schließt – emotionaler Abschied

Der Abschied von ihrem Laden sei ihnen nach all der Zeit sehr schwergefallen, sagt Alana Zubritz im Gespräch mit dem Abendblatt. „Im Café steckte sehr viel Herzblut, und deshalb schwingen jetzt viele Emotionen mit.“ Ihr Ziel, mit „In guter Gesellschaft“ einen Ort der Begegnung zu schaffen, hätten sie erreicht. „Das zeigen auch die vielen berührenden Nachrichten von Stammkunden, die wir in den letzten Wochen bekommen haben“, sagt Zubritz.

Mehr zum Thema

Wie emotional das Aus des Cafés für die Gründerinnen ist, offenbaren sie auf Social Media. In mehreren Postings nehmen die beiden Geschäftsfrauen Abschied. „Wir werden diesen Ort der Freude sehr vermissen. Wir haben in den letzten sechseinhalb Jahren hier nicht nur eine Art zweites Zuhause geschaffen für alle unsere Gäste, sondern auch die wunderbarsten Menschen der Welt kennenlernen dürfen“, schreiben Zubritz und Choi-Nathan.